Der Kommentar

Friedrich Merz ist zum zweiten Mal der populistischen Stimmungsmache überführt worden

Von Ralph Lorenz

Dass Friedrich Merz vor freudiger Erregung am Rednerpult des Bundestages nicht auch noch zum Glucksen anhebt, das ist alles. Er will dem Kanzler nach dessen Regierungserklärung genüsslich mit dem Wort „Scholzing“ traktieren.

Vor Bundestag und garantierter Medienpräsenz. Und dazu hampelt Merz an dem Rednerpult herum, in Erwartung des kunstvoll vorbereiteten Schenkelklopfers – zur Erbauung des Großen Hauses. Ja, er setzt jetzt sogar noch zu einer Nachhilfe für den Kanzler an, erklärt umständlich den Begriff „Scholzing“ und woher der angeblich komme. „Ich weiß nicht ob Sie das wissen Herr Bundeskanzler, aber der Historiker Ash hat vor einiger Zeit seinem englischsprachigen Publikum das Wort Scholzen ins Englische übersetzt. Mit Scholzing.“

 

 

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Und das habe Ash so interpretiert: „Gute Absichten kommunizieren, nur um dann jeden vorstellbaren Grund zu erfinden um diese hinauszuzögern und zu verhindern.“ „Das ist Garton Ash, Herr Bundeskanzler.“

Das zustimmende hämische Lachen aus den Reihen der CDU-Opposition ist Friedrich Merz gewiss. Er hat mal wieder geliefert.

Oder auch nicht.

Kanzler Olaf Scholz verzieht keine Miene. Er weiß, dass kurz nach Merz Johannes Schraps ans Rednerpult treten wird, der SPD-Abgeordnete aus dem Weserbergland. Und jetzt ist es Johannes Schraps, der die einleitenden "Scholzing"-Worte von Friedrich Merz als Rohrkrepierer entlarven wird.

Als Fakt eindeutig bewiesen: Der britische Historiker Timothy Garton Ash hat das, was Merz so genüsslich vorträgt, niemals gesagt. Sich auch ausdrücklich von der Definition des Wortes „Scholzing“ distanziert.

Es ist so einfach: Ein Retweet des Wortes unklarer Herkunft auf Twitter wurde dem Historiker in den oberflächlich-hysterischen sozialen Medien ganz platt als Urheberschaft ausgelegt. Gegen Dummheit in den sozialen Netzen ist kein Kraut gewachsen.

Friedrich Merz hätte das schon vor Wochen wissen müssen, wenn er wirklich an der Vorgeschichte des Häme-Wortes interessiert gewesen wäre.

Auch das ZDF hatte auf die vergiftete Wortschöpfung frühzeitig hingewiesen und klargestellt, dass Timothy Garton Ash eindeutig nicht der Urheber ist.

Merz hebt also mit einer „Belehrung“ mit nachweislicher falscher Grundlage an und blamiert sich damit bis auf die Knochen. Und damit ist er Wiederholungstäter!

In Erinnerung ist noch das unsägliche Wort über die Ukraine-Kriegsflüchtlinge. Merz: "Wir erleben mittlerweile einen Sozialtourismus dieser Flüchtlinge nach Deutschland, zurück in die Ukraine, nach Deutschland, zurück in die Ukraine."  Er griff damit lediglich ein Gerücht auf, konnte nichts belegen.

Recherchen des Magazins Monitor ergaben: Das Gerücht wurde von pro-russischen und rechtsextremen Kanälen verbreitet.

Kleinlaut musste sich Merz dann entschuldigen als sich auch die eigenen Reihen der CDU für diese unbelegte Aussage schämten. Auch da schon hätte er sich frühzeitig über den wahren Sachverhalt informieren können und müssen. Wenn Merz also zum zweiten Mal so tief in die Jauche greift verstärkt er den Eindruck, dass es ihm in Deutschland um Stimmungsmache geht. Damit füttert er den extrem rechten Rand der Gesellschaft, ohne dass seine Partei einen Vorteil ziehen kann. Das war schon die klare Botschaft aus der krachend verlorenen Niedersachsenwahl. Merz hat seinen Anteil daran immer noch nicht verstanden und rutscht weiter in die Demagogie ab.

Und für das falsche Ash-Zitat hat er sich auch noch nicht entschuldigt. Er hätte nur nochmal kurz ans Rednerpult gehen brauchen. Das wäre Respekt vor der Warheit gewesen. Und Anstand gegenüber dem Deutschen Bundestag.

 
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