Im Gedenken an meinen Freund Vladimir Prischepa, dem russischen Friedensaktivisten aus Chimki
Von Helmut E i c h m a n n
Montag 2. April 2018 - Moskau / Chimki / Bad Pyrmonth (wbn). Mein Freund Vladimir Prischepa, der Leiter der Internationalen Union der ehemaligen jugendlichen Häftlinge faschistischer Konzentrationslager, ist im Alter von 79 Jahren gestorben.
Vladimir Prischepa, der als kleiner Junge dadurch nach Deutschland kam weil seine Mutter als Zwangsarbeiterin verschleppt wurde. Vladimir Prischepa wohnte in Chimki (Moskauer Gebiet). Bis dorthin ist im Winter 1941/42 bei Temperaturen von Minus 40 Grad die Wehrmacht vorgedrungen bei dem Versuch, Moskau zu erobern. Ich lernte Wladimir Prischepa kennen als er 2014 gemeinsam mit Vladimir Anzukow aufgrund der Vermittlung der aus Russland stammenden Deutschen Anna Stutz wiederholt an Veranstaltungen des Volkstrauertages in Bad Pyrmont teilnahm und sich auch an der Gestaltung beteiligte.
Hinweis der Redaktion zum Autoren: Helmut Eichmann organisiert Jahr für Jahr den Volkstrauertag in Bad Pyrmont. Dieses würdevolle Gedenken hat inzwischen überregionale Bedeutung erlangt. Die Weserbergland-Nachrichten.de haben mehrfach in einem Video-Nachrichtenbeitrag darüber berichtet. Und stets war auch Vladimir Prischepa zu sehen. In seiner zurückhaltenden, freundlichen Art.
Fortsetzung von Seite 1Diese Veranstaltungen, die einen stark versöhnenden und völkerverständigen Charakter hatten, wurden von den Weserbergland-Nachrichten und vom russischen Fernsehen aufgenommen und gesendet. Die russischen Besucher luden mich als Vorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge von Bad Pyrmont nach Chimki ein. 2015 reiste ich dorthin. In Chimki war ich viel mit Vladimir Prischepa zusammen. Ich besuchte ihn oft in seiner Wohnung in der Ulica Moskoskaja (Moskauer-Straße). Er erzählte mir, dass er früher Mittelstreckenraketen konstruiert hatte, die in der DDR stationiert waren.
Er kochte Kaffee und wunderte sich, wie ich den schwarz trinken konnte, ohne Zucker. Ich erklärte ihm, dass Zucker schädlich ist. Einige Tage später sagte er zu mir: „Helmut, ich habe deinen Rat befolgt und keinen Zucker mehr genommen. Bisher hatte ich oft einen Juckreiz, der ist jetzt verschwunden.“ Die Gespräche waren auf Englisch und Deutsch, denn Vladimir war sehr sprachbegabt. Er war immer sehr um mein Wohl besorgt. Wenn ich von ihm in die mir zur Verfügung gestellte Wohnung in Prospekt Mira (Friedensstraße) ging, schärfte er mir immer ein, ihn anzurufen, wenn ich gut nach Hause gekommen bin.
Nachdem ich wieder abgereist war, pflanzte Vladimir Prischepa mit einigen Bürgern vor laufender Fernsehkamera eine deutsch-russische Friedenseiche und hielt eine bewegende Ansprache, in der er sehr dezidiert die Wichtigkeit des Friedens und der deutsch-russischen Freundschaft betonte.
Er hat sich mit seiner aktiven Teilnahme an den Veranstaltungen zum Volkstrauertag in Bad Pyrmont und mit seinen von Herzen kommenden Beiträgen zur deutsch-russischen Freundschaft ein bleibendes Gedenken über seinen Tod hinaus geschaffen. Dieses geistige Erbe werden wir in dankbarer Erinnerung behalten. Denn es ist geerade in der heutigen Zeit wichtiger und aktueller denn je!
Hinweis der Redaktion: Mit folgendem Link können Sie den Nachrichtenfilm aus dem Jahr 2014 aufrufen, bei dem auch Vladimir Prischepa zu sehen ist:
https://www.youtube.com/watch?time_continue=320&v=4hazn3Bk7V8