Wie Lippmanns Kulturdezernentin versuchte einen sachkundigen Kritiker in der Pressekonferenz abzumeiern
Wenn Arnold von cleverem Baumanagement spricht, versteht Willamowius offenbar nur Bahnhof
Hameln (wbn). Das geradezu autistische Verhalten der Verwaltungsbeamten in Lippmanns Hamelner Rathaus setzt sich auf verschiedenen Ebenen fort. Anders gesagt: Informationsaustausch und Transparenz bleiben hinter der Rathausfassade weiterhin ein Fremdwort. Nicht nur, dass eine Familie gut einen Monat lang darüber im Unklaren gelassen worden ist, dass die städtische Wohnung, in der sie lebt und erkrankt ist, über Jahrzehnte hinweg mit Holzschutzmitteln vergiftet wurde. Auch der Vorsitzende des Hamelner Museumsvereins ist über die Verzögerung der Umbauarbeiten über Monate hinweg im Unklaren gelassen worden. Muss aber gnadenlos die Konsequenzen tragen.
Denn jedes Jahr Bauzeit kostet den Museumsverein 35.000 Euro Einnahmeverlust aus dem Verkauf der Eintrittskarten. Entgegen den Absprachen ist bei dieser Hungerstrecke schon das dritte Jahr angebrochen. Der Verein steuert auf einen Einnahmeausfall in sechsstelliger Höhe zu. Und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Klaus Arnold, Vorsitzender des Museumsvereins Hameln, bestätigte heute gegenüber den Weserbergland-Nachrichten.de, dass er erst zeitgleich mit der Presse – und keine Minute früher – darüber informiert worden sei, dass die Stadtverwaltung nicht schon im Frühjahr sondern erst im Oktober 2011 mit der Neueröffnung des Museumsumbaues rechnen werde. Und da die Erste Stadträtin und Kulturdezernentin Gaby Willamowius diesen diffusen Termin selbst als „sehr ehrgeizig“ bezeichnet hat, steht zu befürchten, dass ein neues Jahr ins Land ziehen und der Verein auf diesem Wege bald pleite sein wird. Es bedurfte vieler Monate bis Gaby Willamowius jetzt endlich schriftlich zu Protokoll gegeben hat: "Ja, es stimmt. Es sind auch Bauverzögerungen eingetreten."
Fortsetzung von Seite 1
Klaus Arnold und sein Museumsverein werden im Rathaus von der Damenriege Lippmann/Willamowius mit stets neuen Vertröstungen und Entschuldigungen gemartert ohne einen verbindlichen Eröffnungstermin genannt zu bekommen.
Auf der Pressekonferenz von gestern, auf der Arnold zeitgleich mit den Medien erstmals von einer Verzögerung bis in den Herbst hinein erfahren musste, ließ der frühere Stadtwerke-Chef durchblicken, dass ihm „das alles viel zu lange dauert“. Prompt durfte er sich die Unterstellung anhören, er könne sich nicht in die Komplexität dieses Projektes auf Verwaltungsebene hineindenken. Im Klartext: Der erfahrene Kommunalpolitiker und Verwaltungsmann ist aus Sicht von Lippmanns Kulturdezernentin ein kleines Licht, dem die langen Büroflure und Behördenwege im Hamelner Rathaus auf ewig ein Mysterium bleiben werden. Dermaßen durch die Kulturdezernentin wie ein Schuljunge abgemeiert, blieb Arnold nur ein beredtes süffisantes Lächeln übrig.
Für die Medienbeobachter wurde deutlich: Zwischen der schnellsprechenden Dezernentin - zur Hochform aufgelaufen in den grauen, bürgerfernen Verwaltungshochburgen von Hannover - und dem ehemaligen Stadtwerke-Manager, der so manches Projekt nachweisbar aus dem Boden gestampft und dem Gebührenzahler gegenüber Verantwortung getragen hat, klaffen Abgründe.
Anmerkung der Redaktion: Klaus Arnold hatte zu seiner „Amtszeit“ bei den Stadtwerken Hameln den Umbau eines ganzen Bahnhofkomplexes zu verantworten und eindrucksvoll demonstriert, wie durch geschmeidiges Zeitmanagement verlässlich Termine eingehalten werden – wohlgemerkt bei laufendem Bahnbetrieb mit hohem Publikumsverkehr und ohne Arbeitsausfall. Und als „Joker“ war auch noch der alte „Kaisersaal“ im Bahnhof entdeckt und ideenreich in den Planungsablauf mit einbezogen worden.
Geschäftsleute konnten im Blick auf den verlässlich definierten Bahnhofs-Eröffnungstermin Personal einstellen - ohne gegen die Wand zu laufen. Bei diesem wirklich vorzeigbaren Meisterstück parallel laufender Prozesse, die gleichzeitig in geordneten Bahnen ablaufen, versteht die Lippmannsche Verwaltungstruppe freilich nur Bahnhof… Quod erat demonstrandum