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Der Kommentar

Von der Privatisierung des Kampfmittel-Räumdienstes und anderen Bombenideen

Von Ralph Lorenz

Privatisierung des Kampfmittelräumdienstes? Warum nicht. Die zündende Idee hat Sprengkraft. Innenminister Schünemann, der dies vorgeschlagen hat, ist sowieso ein Bombenkerl.

Privatisierung der Haftanstalten? Klar doch! Für hochrangig Einsitzende, etwa vom IWF wären da locker noch paar goldene Wasserhähne drin, inklusive individueller Roomservice. Lohnenswert ist sicher auch die Müllabfuhr, das Wasserwerk, die Stromversorgung. Die flinken Controller würden auch dem Wettbewerbsgedanken im Polizeidienst und beim Feuerwehrwesen zum Durchbruch verhelfen. Und die Idee einer Söldnerarmee privatisierter Sicherheitskräfte wäre natürlich ein Plagiat aus dem Geschichtsbuch. (Außerdem haben die USA damit das Kunststück fertig gebracht, die eigenen Jungs aus dem Irak abzuziehen und das Vakuum durch die berüchtigten, gut besoldeten Blackwater-Typen mit den coolen Sonnenbrillen und der Privatlinzenz zum Töten aufzufüllen.) Überall würde natürlich ein Restrisiko bleiben. Definiert durch Aufgaben, die "sich nicht rechnen".


Fortsetzung von Seite 1

 

Dort, wo sich die Dienstleistung eben nicht lohnt, begänne der Hinterhof unserer Privatisierungsgesellschaft, wie sie selbst Maggy Thatcher niemals gewollt hätte. Bomben, deren Bergung hohes Risiko bei geringem Ertrag verspräche, würden dem gnädigen Vergessen anheim gestellt. Unglücksraben, die dann der Zufall auswählt, hätten eben ein explosionsartiges Rendezvous mit der Vergangenheit zum Nachteil ihres eigenen Lebens. Überhaupt, was treiben die sich da auch rum? Müll, der nicht gewinnbringend recycelt werden kann, bleibt auf dem Privatgrundstück und wird bestenfalls zur Fundgrube für spätere Archäologen. Die müssen ja auch noch was zu buddeln haben. Die allgemeine Devise lautet: Nach vorne schauen - und nicht zurück. Nur Kleingeister kümmern sich um unrentable Aufgaben. Der Gemein-Sinn wird endlich als Gemeinheit der Soz'n entlarvt. Haben wir doch schon erfolgreich den Begriff Wohlfahrt aus unserem Sprachschatz gebannt und sprechen nur noch von der "Paritätischen".

Brände, die zu löschen sich für die privatisierten Floriansjünger nicht lohnt, blieben den Opfern und den Grundmauern überlassen. Endlich gäbe es eine klare Trennlinie in der Klassengesellschaft, wie sie sich schon im Gesundheitswesen beinhart abzeichnet. Privatpatienten leben länger.

Die Gesellschaft als Privatangelegenheit im Privatisierungswahn. Dann würde endlich Geld die Welt regieren. Das soziale Gewissen als Altlast von Nell-Breuning, dem Pater der katholischen Soziallehre und Ludwig Erhard, der den Wohlstand bei ehrlicher Arbeit wirklich für alle wollte, wäre final entsorgt. Das Endstadium des Sozialismus ist der Kommunismus. Das Endstadium des Kapitalismus die Peanutsgesellschaft von Ackermann, dem Sensemann.

 

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