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Der Kommentar

Tschau, tschau Bambina


Von Ralph L o r e n z

Caterina Valente hat die Augen geschlossen. Für immer. Sie ist die Stimme meiner Kindheit.

„Ganz Paris träumt von der Liebe“, sang sie mit ihrer schwärmenden Stimme. Und der zwingenden Logik: „Denn da ist sie ja zuhaus“. Caterine, das Stimmwunder im Wirtschaftswunder. „Komm ein bißchen mit nach Italien“ lockte sie – und die Käfer mit dem Brezelfenster schlängelten sich die Serpentinen am Brenner runter. Es war der Sound der kraftvollen Zuversicht in einer Zeit, in der sich die Deutschen aus ihrer Trümmerlandschaft dem Ausland zuwandten. „Wo meine Sonne scheint…“ Es ging ums ungläubige Staunen.

Fortsetzung von Seite 1
Von der einstigen Sehnsucht bleibt heute nur noch die Sucht. Im Koma-Saufen der „Malle“-Überflußgesellschaft, die spätestens sich am Strand selbst nur noch zum Kotzen findet und schon im Flieger sturzbetrunken anreist.

Aus dem Becker-Autoradio drang in den 50ern ihre warme, wandelbare Stimme.

Die Stimme eines quirligen Zirkuskindes aus einer Artistenfamilie.

Sie hat den Deutschen wieder etwas Selbstvertrauen gegeben.

„Tschau, tschau Bambina“ – sag‘ ich zu ihrem Tod im Alter von 93 Jahren in Lugano. Und wisch mir verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.

Sie war ein Star.

Kein „Super-Star“. Kein „Mega-Star“. Denn diese sprachliche Diarrhoe, diese hyperflationäre Übertreibung ist nur eine Umschreibung des Nichts der nachfolgenden schnell verglühenden Sternschnuppengeneration.

 

 

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