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Ein Nachruf auf den Ersten Bürger des Landkreises Hameln-Pyrmont

So war Rüdiger Butte

Von Ralph L o r e n z

Seine Stärke ist ihm zum Verhängnis geworden. Rüdiger Butte war als Landrat für jedermann zu sprechen. Die Tür zu seinem Arbeitsbereich stand stets offen. Nicht nur symbolisch. Menschen mit dieser gelebten Offenheit haben keine Feinde... Der Täter wusste, dass er diesem Landrat des offenen Geistes, des offenen Herzens mit tödlicher Sicherheit gegenüber stehen würde. Doch weil er zu feig war diesem Bürger-Landrat mit Worten zu begegnen, was immer auch bedeutet hätte der Wahrheit ins Gesicht sehen zu müssen, brachte er in heimtückischer Absicht einen Revolver mit. Der Rest ist traurige Gewissheit.

(Zum Bild: Landrat Rüdiger Butte - den Menschen zugetan, ein Kümmerer. Hier in seinem Besprechungszimmer. Bei einer Tasse Kaffee hörte er zu, machte sich Notizen, fand immer einen Lösungsansatz. Foto: Lorenz)

 

 

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Und doch will sich das dramatische Geschehen im Kopf nicht verarbeiten lassen. Hier bestimmt immer noch das selbstsichere, offene Auftreten des Landrates, der seinem Gegenüber gern leicht übergebeugt Gehör schenkte und vertrauensvoll die Nähe suchte, das gegenwärtige Empfinden. Die Vorstellung, Rüdiger Butte ist tot, ist ermordet worden, will als unumkehrbares Faktum immer noch nicht Einzug halten in der eigenen Welt der Erfahrungen. So als könnten sich die guten Erinnerungen ein für alle mal dem Bösen entgegenstemmen.

Eine Mitarbeiterin von Rüdiger Butte sagte mir: "Ich will es noch immer nicht glauben. Er wird am Montag gewiss wie immer am Schreibtisch sitzen, mir durch die offene Tür entgegenlächeln." Sie hat versucht die Fassung zu bewahren.  Trauerarbeit nennt man diesen Prozess. Es ist Trauerarbeit, nicht allein für seine Frau, seine Kinder, seine Enkel, Trauerarbeit auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die politischen Freunde – Trauerarbeit für eine ganze Region. Bis hin zum Ministerpräsidenten Weil, der seinem Freund Rüdiger Butte in der Coppenbrügger Burg zur Seite stand als es um die Wiederwahl zum Landrat ging. Das Projektil aus dem Revolver des Todesschützen hat mit dem "Ersten Bürger"  im Landkreis Hameln-Pyrmont auch eine ganze Region ins Herz getroffen.

Nicht die starken Gegner sind gefährlich...

Die Erfahrung lehrt: Nicht die starken Gegner sind gefährlich, sondern diejenigen, die sich unterlegen, minderwertig fühlen. Sie können nicht verlieren. Weil ihnen der Mut fehlt sich eigene Schwächen einzugestehen suchen sie die Fehler bei den anderen und werden rund um die Uhr vermeintlich fündig. Und dann gibt es die Menschen, deren psychische und körperliche Krankheit sie zu unberechenbaren Zeitgenossen macht. Es sind tickende Zeitbomben. Aber auch und gerade sie müssen entschärft werden.

Als ehemaliger Chef des Landeskriminalamtes ist Rüdiger Butte ein sehr erfahrener Mann im Umgang mit dieser besonderen Spezies, die völlig außer Kontrolle geraten kann. Er hat offenbar seinen Zeitplan kurzfristig umgestellt, Prioritäten gesetzt, um eine Eskalation in einem anhaltenden Streit dieses 74-jährigen Rentners mit den Landkreis-Behördenmitarbeitern zu verhindern. Butte hat sich ganz selbstverständlich, reflexartig vor "seine" Leute gestellt. Im Herzen stets auch Polizist. Es war die Stunde des Todes.

Die Kugeln, die das „Amt“, die „Obrigkeit“, die Mitarbeiter treffen sollten, haben deshalb unweigerlich Butte getroffen. In Ausübung seines Amtes.

So war Rüdiger Butte.

 

 

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