Klare Ansage: Verwaltung stellt sich hinter ihre Mitarbeiter
Ein Anruf zur Rathaus-Razzia, bei dem der Pressesprecher der Hamelner Oberbürgermeisterin absolut im Regen steht...
Von Ralph Lorenz
Hameln (wbn). Der Hamelner Pressesprecher Thomas Wahmes hat beim Radeln heftigen Gegenwind. Und regnen tut‘s auch. Doch dieser gerade eintreffende abendliche Handy-Anruf der Weserbergland-Nachrichten.de auf der umweltverträglich und klimabewusst gestalteten Nachhausefahrt mit dem Rad, lässt ihn im strömenden Regen an geeigneter Stelle absteigen und drei Sätze sagen. Abgezirkelte, wohlüberlegte Sätze nach einer zwangsläufigen Phase des umsichtigen Schweigens in den Stunden, die der spektakulären Rathaus-Razzia folgten.
Doch manchmal ist Schweigen doch nur Silber und Reden eben Gold, gerade für einen Pressesprecher: „Die Verwaltung stellt sich ausdrücklich vor ihre Mitarbeiter“, tut er heute Abend gegen 18.31 Uhr kund. Dazu hat er knapp 24 Stunden gebraucht. Mit anderen Worten: Die Oberbürgermeisterin und Volljuristin Susanne Lippmann lässt zunächst mal niemanden in ihrer Verwaltung im Regen stehen. Auch wenn erstmal etwas Zeit vergeht. Das gibt er mit fester Stimme zu verstehen, während um ihn herum die Autoreifen durch die Regenpfützen platschen und das Thermometer auf zwei Grad abgesackt ist, wobei der Regen die gefühlte Kälte nur noch schlimmer macht. Ein Handy-Fotoporträt würde jetzt zeigen, wie ihm der Nieselregen über die Nase läuft, die Wangen gerötet sind und die Pressesprechertätigkeit für die Hamelner Oberbürgermeisterin gerade zu dieser Vorweihnachtszeit unter diesen besonderen Umständen kein Zuckerschlecken ist.
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Und Wahmes fährt in amtlichem Pressesprecher-Duktus fort: „Die Verwaltung sieht keinen Anlaß zu der Annahme, dass bei der Vergabe der Stände in irgendeiner Form Unregelmäßigkeiten aufgetreten sein könnten“. Gerade die zuständige Abteilung habe „sauber und korrekt und nach Maßgabe der Beschlüsse des Verwaltungsgerichts Hannover gearbeitet“. Zackige Sätze, zum Mitschreiben festgeklopft. Der im Trockenen sitzende Redakteur hat noch eine Frage an den im Regen stehenden Pressesprecher Wahmes . Und er nimmt sich betont Zeit dazu, während der Regen an Wahmes Handy und am Handgelenk runterrieselt: Ob, äh, ob es denn nicht verwunderlich sei, ja geradezu alarmierend, wenn acht Weihnachtsmarktstände, wohlgemerkt acht, oder vielleicht sogar neun (?) Stände allesamt unter einer Adresse angemeldet, beziehungsweise auf einen „Familien-Clan“ zurückzuführen seien? Darauf hat der regennasse Pressesprecher eine überraschend trockene Antwort: „Selbst wenn einer den ganzen Weihnachtsmarkt macht, ist das zulässig“. Spätestens jetzt hatten die Weserbergland-Nachrichten.de Erbarmen mit Lippmans Pressesprecher, der in der Regennässe nicht noch zur Quietsche-Ente werden sollte. Eine vorweihnachtlich frohe Botschaft an dieser Stelle speziell an ihn: Er wird von der Redaktion zum Weihnachtsmarkt einen wärmenden Glühwein spendiert bekommen. Zuvor wird sich die Redaktion bei dem zuständigen Korruptionsbeauftragten im Rathaus der Stadt Hameln – jawohl, Susanne Lippmann hat so einen Exoten, dessen Existenz bis dato weitgehend unbekannt geblieben ist – erkundigen, ob ein solcher Glühwein zum (überhöhten) Weihnachtsmarktpreis nicht als Bestechung gewertet werden muss. Damit der Korruptionsbeauftragte endlich mal was zu tun hat.