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Mindestens 286 Kinder betroffen

Skandal um Arzneimittelversuche und fragwürdige Untersuchungsmethoden in niedersächsischen Kinderheimen weitet sich aus

Sonntag 14. Januar 2018 - Wunstorf (wbn). Der Skandal um Medizinversuche an Kindern weitet sich aus. Nach Recherchen von NDR 1 Niedersachsen und dem NDR-Fernsehregionalmagazin Hallo Niedersachsen haben Ärzte in den 1970er Jahren in der Kinder- Jugendpsychiatrie in Wunstorf an den Kindern wohl nicht nur Arzneimittel sondern auch fragwürdige Untersuchungsmethoden getestet.

Pillen und Säfte für Kinder, nur damit Ärzte Therapien und Nebenwirkungen erforschen können?  Bis Mitte der 70er Jahre sei das Praxis in Wunstorf gewesen, sagt die Pharmakologin Sylvia Wagner aus Krefeld. Mindestens 286 Kinder waren den Recherchen zufolge von den Versuchen mit Schlafmitteln und Psychopharmaka betroffen.

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Das geht aus einer Dissertation hervor, deren Ergebnisse Wagner bereits Ende 2016 veröffentlichte. Nach NDR-Recherchen wurde darüber hinaus wohl auch eine Untersuchungsmethode an Kindern getestet, die in dieser Weise zu jener Zeit medizinisch fragwürdig war. Deshalb geht der Medizinhistoriker Heiko Stoff von der Medizinischen Hochschule Hannover davon aus, dass es sich dabei wohl um Medizinversuche gehandelt haben müsse.

Konkret geht es um die sogenannte Pneumoenzephalografie, eine Lumbalpunktion, bei der Hirnwasser entzogen und Luft eingeführt wird. Für die Betroffenen sei dies mit tagelangen Kopfschmerzen und Erbrechen verbunden, wie die Opfer Behandlungsmethode NDR 1 Niedersachsen und Hallo Niedersachsen berichtet haben. Mitte der 70er Jahre gehörte die Methode allerdings nicht mehr zur Standarduntersuchung in der Psychiatrie, bemerkt beispielsweise Gergely Klinda in ihrer Dissertation zur Geschichte der Pneumoenzephalografie, da diese extrem schmerzhaft und gefährlich für die Betroffen gewesen sei und Anfang der 70er Jahre durch die Computertomografie abgelöst worden sei.

Ärzten der Psychiatrie in Wunstorf, die nicht genannt werden wollen, ist Jahre später erst die Häufung der Pneumoenzephalografien aufgefallen, weil in den Krankenakten kein Grund für die Untersuchung vermerkt gewesen sei.Träger der Klinik war in den 1970er Jahren das Land Niedersachsen. Das Sozialministerium bestätigt auf NDR-Anfrage, dass Wissenschaftler aufgrund der Erkenntnisse um die Versuche die Geschichte nun bis zum Jahresende aufarbeiten sollen.

 

 

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