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Der Kommentar

Der Mann für den Abriß hatte mehr Birne als die Kriminalisten

Von Ralph Lorenz

Es war der blanke Hohn. Ein Abrißunternehmer und solchermaßen Mann fürs Grobe beweist mehr kriminalistisches Feingespür als die Ermittler in der unendlichen Geschichte des Missbrauchsgeschehens von Lügde.

Nachdem die Kriminalisten den Tatort des Kindesmissbrauchs zum Abriss freigegeben hatten – also damit behaupteten, ihre Ermittlungsarbeit vor Ort ordentlich abgeschlossen zu haben – entschied sich der lippische Unternehmer nicht zur brachialen Abrissaktion sondern zur kleinteiligen Demontage der Horror-Hütte. Und ist dabei der besonderen Herausforderung gerecht geworden. Hut ab! Nur so konnte er in den vielen Zwischenräumen des Bretterverschlages und Verbrecher-Campingwagens weitere unentdeckte Datenträger zutage fördern und unverzüglich der Polizei übergeben. Damit hat er Nordrhein-Westfalens Kriminalisten in aller Öffentlichkeit beschämt.

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Denn ein weiteres Mal haben die Chefermittler aufgrund einer stümperhaften Vorgehensweise versagt. Was die zwei Disketten und drei CD’s an Material enthalten, ist noch nicht bekannt. Fakt ist: Die Datenträger aus der Höhle des Löwen waren in einem Hohlraum deponiert worden und damit gut versteckt. Sie sollten also nicht von anderen Personen als den unheimlichen Besitzer hervorgefischt werden. Da hatte offenbar auch die Nase des berühmten Datenschnüffler-Polizeihundes, der immerhin einen von den Fahndern übersehenen Stick zum Vorschein gebracht hatte, versagt.

Was sagt uns das? Die zuständigen Leiter der Ermittler sind ein weiteres Mal über ihre Überheblichkeit gestolpert. Warum haben sie keine Kripo-Kollegen abgestellt, die den Rückbau des unseligen Dauercamper-Platzes akribisch überwacht und dokumentiert haben? Auch die Feuerwehr hinterlässt Brandwachen, wenn eine Brandruine noch nicht ausgekühlt ist.

Für alle Fälle.

Gut, dass dieser Abrissunternehmer mit der gebotenen Portion Wachsamkeit vorgegangen ist und möglicherweiser weitere Missbrauchsfälle aufgedeckt hat mit seinem Überraschungsfund.

Und wieder werden die Spitzenkräfte der Polizei behaupten, dass ja bereits das sichergestellte Material ausreiche die dringend tatverdächtigen Männer, deren Zahl wohlgemerkt immer wieder gestiegen ist, anzuklagen und ihrer gerechten Strafe zuzuführen.

Und wieder wird man genau dieser Argumentation entgegenhalten müssen, dass der neuerliche Fund die Zahl der Tatverdächtigen möglicherweise erweitert – und schlimmer noch: die Zahl der Opfer.

Denn um letzteres geht es schließlich: Erst wenn alle Opfer und alle Tatverdächtigen ausermittelt sind, kann von einem Abschluss der Ermittlungen gesprochen werden.

Aber es sieht weiterhin nicht so aus als wäre das Ende der Fahnenstange erreicht!

Es ist diese Überheblichkeit und Oberflächlichkeit der Beteiligten, die sich durch diesen Missbrauchsskandal von Anfang an und durch fast alle Institutionen zieht, die so zornig und geradezu ohnmächtig macht.

Und immer wieder wird vor Pauschalurteilen und Vorverurteilungen gewarnt. Doch immer mehr verstärkt sich der Verdacht, dass gerade der pauschale Vorwurf des Behördenversagens die Sachlage inzwischen erschreckend angemessen beschreibt.

Und selbst das noch nicht ausreicht.

Das Vertrauen in die Arbeit der Polizei, nicht nur in Lippe, in die Arbeit der Ämter und - ja auch (!) - in die Politik hat Schaden genommen. In einem Ausmaß, das sich erst noch zeigen wird.

Denn schon morgen kann es die nächste böse Überraschung geben. Die Steigerung des Undenkbaren – das war die bisher einzig erkennbare Gesetzmäßigkeit in dieser absurden Kette von Skandalen, grenzüberschreitend in zwei der größten Bundesländer.

Und jeden Mittwoch treffen sich besorgte Bürger zu einer Schweigedemonstration für die kleinen, schemenhaft in den Hintergrund getretenen Opfer vor dem Hochzeitshaus in Hameln. Die stillen Demonstranten müssen sich in der Tat mal fragen ob sie da eigentlich richtig stehen. Denn dort ist nun garnichts passiert.

 

 

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