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Der Kommentar

Die Millionärs-Frage für Jauch: Wie hieß eigentlich die Spitzenkandidatin und Verliererin der CDU in Baden-Württemberg?

Von Ralph L o r e n z

Jetzt geht’s ans Eingemachte. Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sind für die CDU erneut verloren.

Dabei waren das mal unangefochtene Hochburgen der CDU. 1980 konnte die von Lothar Späth geführte CDU mit 53 Prozent die absolute Mehrheit für sich beanspruchen. Da hatten die Grünen gerade landespolitisch die Bildfläche betreten und knapp 5,3 Prozent erreicht. Dass sie mal den Ministerpräsidenten stellen würden, hätte Späth für einen unterirdischen Aprilscherz gehalten. Er galt als Prototyp des volksnahen „MP“ (Ministerpräsident im Staatskanzlei-Sprech), ohne Abitur mit Mittlerer Reife nach oben gekommen. Bienenfleißig und clever. Hatte es auf der kommunalpolitischen Ochsentour zum einflussreichen “Schultes“ von Bietigheim gebracht. Mit überregionaler Ausstrahlung.

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Deshalb war er im Ländle das „Cleverle“, hatte für alles erfindungsreich eine Lösung.
Als ich neben ihm in München auf einer Veranstaltung der Schwesterpartei, also der CSU, saß – damals war ich landespolitischer Korrespondent der Esslinger Zeitung - und zu später Stunde investigativ bemerkte, dass ihm das „Maß“ ohne Schaum serviert wurde, grinste er mich verschwörerisch an und reichte den steinernen Bierkrug  auf 'nen Schluck schräg rüber – es roch nach einem roten Württemberger, nach Trollinger. „Cannstatter Zuckerle“. Wein im Bierkrug, auf einer CSU-Veranstaltung, die wie ein bajuwarisches Hochamt auf dem Nockherberg zelebriert wurde, ein Affront!
Aber so knitz (im Sinne von spitzbübisch) war er eben. Und wenn er etwas zuviel von dem Trollinger der Stuttgarter Hanglagen hatte, gab er den Bodyguards das Recht ihn dezent frühzeitig genug zum geordneten Rückzug zu mahnen. Er folgte dann artig. So einer war eben erdverwachsen, wie zu jener Zeit auch Albrecht in Niedersachsen. Oder ein gewisser Helmut Kohl in Rheinland-Pfalz – in Mainz ebenfalls mit absoluter Mehrheit ausgestattet. Doch in Hannover stellen die „Soz’n“ inzwischen den Ministerpräsidenten und in Rheinland-Pfalz hat die ebenfalls gewiefte Sozialdemokratin Malu Dreyer erneut an diesem Wahlsonntag als überzeugende Gewinnerin eine Verlängerung bekommen.

Was ist mit der süddeutschen CDU los?

Haben sie in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz das Siegen verlernt? Der Vorzeige-Schwabe Wolfgang Schäuble in Berlin bringt’s auf den Punkt: Es waren in beiden Fällen Persönlichkeitswahlen. Der Grüne Kretschmann erinnert in vielem an die Bodenständigkeit von Cleverle Späth, der sich geschmeidig pragmatischer Lösungen bediente und nicht viel von der reinen Lehre der CDU hielt, wenn’s ihm nicht in den Kram gepasst hat. Wie jetzt Kretschmann im Musterländle Baden-Württemberg und seiner artistischen Grätsche zwischen Mercedes und der reinen ökologischen Lehre. Musterländle ist jetzt Müsliländle. Und niemand hat’s gemerkt. Das kann nur Kretschmann.

Es war eine starke Briefwahlbeteiligung in beiden Bundesländern. Deshalb ist noch gar nicht gesagt, dass die hochnotpeinliche CDU-Abgeordnetene-Maskenaffäre der vergangenen Tage voll durchschlagen konnte. Aber das miserable Abschneiden in Stuttgart und Mainz lässt sich vor allem auf die pandemische Pannenserie aus dem Kanzleramt, dem Bundesgesundheitsministerium und der Führungsetage in Brüssel zurückführen. Die Personen sind hinlänglich bekannt.

Winfried Kretschmann hat’s in der Hand. Er kann – die Grünen tun so etwas liebend gern, ja mit Hingabe – ein „Zeichen setzen“. Dergestalt, dass er die CDU im Ländle für überflüssig erklärt und mit einer Ampel-Koalition mal eben in die Opposition schickt.

Kiesinger, Filbinger, Späth würden sich im Grab umdrehen. Und Kohl gleich mit. Der böseste Kommentar zum Wahlausgang kommt von Armin Laschet. Dem soeben gewählten CDU-Bundesvorsitzenden.

Der hat gestern Abend gar nichts gesagt. Der hat das nichtmal ignoriert. Hat sich gewissermassen in (politische) Schweige-Quarantäne begeben. Die Südwest-CDU ist zu einer toxischen Angelegenheit geworden.

Wer war gleich die Spitzenkandidatin der CDU im Ländle? Anna Scheufele aus Kaltetal? Die Tochter vom Besebinder?

Ha noi (Hochdeutsch: niemals), die hät' mehr g‘holt.

Die Spitzenkandidatin der CDU Baden-Württemberg ist bundesweit weitgehend unbekannt. Also nicht der Rede wert. Eher eine exotische Kandidatenfrage für Jauch.

Glücklich, wer da einen Joker in Schtuargard (Landeshauptstadt Stuttgart, Stadt zwischen Wald und Reben) sitzen hätte mit solchem Spezialwissen.

(Hinweis Faktenlage zum letzten Stand der Wahlergebnisse in Stuttgart: Grüne 32,6 / CDU 24,1 / SPD 11,0 / FDP 10,5 / AfD 9,7 / Linke 3,6 / FW 3,0)

 

 

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