Der Kommentar
Cannabis: "Entkriminalisierung" eines Verbrechens an der Gesundheit
Von Ralph L o r e n z
Jawohl, ich bin konservativ, wenn es darum geht. Cannabis wird ab 1. April teilweise legal sein – und ich werde ausdrücklich nicht dazugehören.
In der Nacht von heute auf Montag soll es am Brandenburger Tor in Berlin zum „Smoke in“ kommen. Dort feiern sich dann die Kiffer mit gepanschtem Dealer-Stoff gegenseitig in der Öffentlichkeit. Cannabis vom kriminellen Dealer, weil die "legale" Suchtware ja erstmal gedeihen muss. Die Drogenbanden können ihr Glück der staatlich inszenierten Versorgungslücke kaum fassen. Und: Da wo gekifft wird, sind immer die Guten. Die Linken. Die geilen Typen. Die besseren Weiber. Die bessere Musik. Behauptet die Szene von sich, die jetzt aus den Hinterhöfen hervorkriecht. Die Grünen haben sich mit ihrer Klientelpolitik durchgesetzt. (Nebenbei: Auch in der kostspieligen Globuli-Sache.) Das Cannabis-Gesetz wurde mit heißer Nadel gestrickt. Es musste schnell gehen. Klare Grenzwerte bei Polizeikontrollen im Straßenverkehr? Sind noch nicht beschlossen. Es gibt nur unverbindliche Empfehlungen. Die eindringliche Warnung der Ärzte – wurde übergangen. Die Warnungen der Juristen – in den Wind geschlagen. Die Appelle und Bedenken der Polizei – zur Seite gewischt. Die Ampel in Berlin hat nicht auf Rot, nicht auf Grün, sie hat auf stur geschaltet.
Wie bitte, ich kann nicht mitreden weil ich nicht kiffe?
Ich hatte kurzzeitig mit einem jungen Kollegen zusammengearbeitet, der aus dem Nichts Angstattacken bekommt. Weil er in dem Alter, für das nun die Legalisierung ab Mitternacht ausgesprochen wird, seine irreparable Gehirnschädigung aufgrund von Cannabis davongetragen hat. Ich musste ihn schon mehrfach auf kürzestem Weg zum Arzt fahren weil er unterwegs seine Panik hochkriechen spürte. Er wusste woher das kam und hat nicht viel drum rum geredet. Er hat lange dazugehört, zu den angeblich coolen Typen.
Bis er merkte, dass ich der eigentlich coole war. Weil ohne Cannabis noch des Denkens und Handelns mächtig. Cannabis entmündigt. Indem es das Hirn in der Entwicklungsphase, die länger andauert als man gemeinhin glaubt, unwiderbringlich schädigt.
Da war das junge, hübsche Mädchen mit den traurigen Augen. Es war in der Drogen- und Alkoholzange. Und öfters mal „in Hildesheim“. Es hat von schicken Klamotten geträumt. Und dass es mal als Groupie vor den Augen aller anderen zu einem Superstar auf die Bühne geholt wird, weil es sich so stylisch herausgeputzt hat. In manchen Kneipen saß dezent in der Ecke der stets freundliche unauffällige Dealer im langen Gewand und wusste um ihren Bedarf.
Sie alle kennen Cannabis als Einstiegsdroge. Denn sie wollen dazugehören. Anders sein. Wie, das wissen sie selbst nicht so richtig. Denn Cannabis versperrt ihnen den klaren Blick auf das Wie.
Grüne und Teile der SPD wollten mit dem Cannabis-Gesetz die Szene ent-kriminalisieren. Die Dealerschaft eindämmen.
Doch wie lässt sich Cannabis ent-kriminalisieren, wo es die Droge doch selbst ist, die eine kriminelle Wirkung erzeugt?
Als wissenschaftlich erwiesenes Verbrechen an der eigenen Gesundheit.
Und ich kenne einen lieb gewordenen Menschen, der nie Drogen genommen hat – und doch vorgeschädigt worden ist. Als Embryo.
Hier hat die Blutschranke der drogensüchtigen Mutter versagt.
Bei den Klientelpolitikern der Ampel in Berlin ist es der Verstand.