Europäische Kommission stellt 22,3 Millionen Euro bereit
Wachtelkönig, Uferschnepfe und Rotschenkel - Wiesenvogel-Schutzprojekt greift den Vögeln unter die Flügel
Hannover (wbn). „Es ist das deutschlandweit bisher größte Projekt aus dem LIFE-Natur Programm: Mit 22,3 Millionen Euro hat die Europäische Kommission nun ein Wiesenvogelschutzprojekt für Niedersachsen genehmigt und wird 60 Prozent der Kosten übernehmen“, freute sich Umweltminister Hans-Heinrich Sander am heutigen Freitag.“ 40 Prozent werden größtenteils vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt und Klimaschutz kofinanziert.
Auch der Landkreis Leer und die Naturschutzstiftung des Landkreises Emsland beteiligen sich finanziell. „Niedersachsen ist das wichtigste Wiesenvogelland in Deutschland“, betonte der Minister. „Mit bis zu 70 Prozent des bundesdeutschen Gesamtbestandes ist bei uns der allergrößte Anteil der Gesamtbestände zu hause, beispielsweise Uferschnepfe, Kiebitz, Brachvogel, Rotschenkel, Bekassine und Wachtelkönig. Deshalb haben wir auch eine besondere Verantwortung für deren Schutz.“ Bereits seit 2000 habe Niedersachsen daher die wichtigsten Wiesenvogelgebiete als EU-Vogelschutzgebiete ausgewiesen.
Fortsetzung von Seite 1
In den kommenden neun Jahren sollen mit dem neuen Naturschutzprojekt die Kernflächen in den wichtigsten Wiesenvogelschutzgebieten Niedersachsens speziell für die heimischen Wiesenvögel entwickelt und gesichert werden. Diese Flächen liegen vor allem in den Landkreisen Wesermarsch, Leer, Aurich, Emsland, Cloppenburg, Vechta, den kreisfreien Städten Emden und Oldenburg sowie an der Unterelbe in Cuxhaven und Stade. Spezielle Schutzmaßnahmen für die Wiesenvögel sind notwendig, da der Bestand zusammengebrochen war, Hauptursache für den Rückgang der Wiesenvögel ist der agrarstrukturelle Wandel der vergangenen Jahrzehnte.
Ein weiterer Faktor ist die Flächenentwässerung, denn die meisten Vögel dieser Art benötigen zu Brutbeginn im Frühjahr feuchte und nasse Flächen - für manche müssen Brutgebiete sogar unter Wasser stehen. Derartige Verhältnisse finden sich heute nur noch in sehr wenigen Schutzgebieten. „In dem neuen Projekt geht es also insbesondere um eine Kooperation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz“, so Umweltminister Sander. Auf öffentlichen Naturschutzflächen solle der Lebensraum für Wiesenvögel verbessert werden, gleichzeitig sollen sie in landwirtschaftlicher Grünlandnutzung verbleiben. Das könne nur dann langfristig erfolgreich und nachhaltig sein, wenn die nötige Balance zwischen den Erfordernissen der Landwirtschaft und dem Artenschutz hergestellt werde. „Auch werden wir die Jägerschaft bitten, das Projekt zusätzlich durch jagdliche Maßnahmen zu unterstützen“, kündigte Sander an.
Ziel sei es, dass Füchse und Rabenkrähen dran gehindert werden, den Bruterfolg der Wiesenvögel zu gefährden. Hintergrund: LIFE+ ist ein spezielles Förderinstrument der EU zur Umsetzung der europäischen Umweltpolitik. Aus der Antragsrunde 2010 werden Vorhaben von insgesamt 244 Mio. Euro gefördert. 34,5 Mio. gehen an deutsche Antragsteller, darunter sind acht Naturschutzprojekte, von denen allein rund 13,4 Mio. Euro nach Niedersachsensen gehen für den Vogelschutz. Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt und Klimaschutz hat als Träger des Projektes die Durchführung für die nächsten neun Jahre an den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und an die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer übertragen. Außerdem sind das Baltic Environmental Forum in Hamburg sowie die niederländische Naturschutzvereinigung Natuurmonumenten grenzübergreifend an dem Projekt beteiligt.