Der Kommentar (mit Aktualisierung)

Die neue Königin im Berliner Großstadt-Dschungel

Von Ralph L o r e n z

Endlich ist der Löwe in seinem natürlichen Habitat angekommen. Im Großstadt-Dschungel von Berlin.

Die Landies sind auch schon da. Die Landrover, Geländewagen, SUV-Boliden. Und der Herr sah, dass es gut war. Fehlte nur noch eine richtige Löwin. Im Grunewald kann sie jetzt Wildschweine jagen. Und am Kudamm fahren sie ohnehin wie die Wildsau, so dass das Gebrüll der Löwin im Straßenlärm untergeht. Natürlich hat mal wieder die Ampel versagt.

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Aber welche Löwin schert sich schon um eine Ampel?

Im Fernsehen war ein Biker zu sehen. Der hat sich mit einer Stirnlampe auf den Weg gemacht. Löwe gucken.

Weil Biker eben die wahren wirklich harten Typen sind. Das wird die Löwin irgendwie auch lecker finden.

Eine Rentnerin macht sich zudem mit ihrem Dackel am Waldrand auf den Weg. Von den Warnungen, jetzt mit der krummbeinigen Fellnase lieber zuhause zu bleiben, hat sie offenbar nichts gehört. Besser keine Mainstreammedien lesen, hören oder gucken. Es muss ja auch noch Zeit für Schockanrufer bleiben, denen eher geglaubt wird.

Und natürlich fehlt auch nicht der Keim des Fake-News-Verdachts.

Die schrille Modeszene in Berlin dürfte die Löwin als Bereicherung auf dem Catwalk erkennen. Endlich mal tierisch gute Anmut auf dem Laufsteg statt steifes Herumgestöckel im angeblich nachhaltigen Exotenlook.

Ja, Berlin hat im Sommertheater sein Aequivalent zum Loch Ness gefunden. All das zum Sound in der Version von Ladysmith Black Mambazo und Mint Juleps mit dem Klassiker „The Lion Sleeps Tonight“.

Ach ja – und nicht zu vergessen: "Mbube" (In der Sprache der Zulus "Löwe") hat unter Umständen Migrantenstatus.

Nebenbei: Möge die Tierärztin sie als erste vor die Narkose-Flinte bekommen, bevor jemand anderes mit nervösem Finger abdrückt.

Ich wünsche mir deshalb jetzt Dr. Henry Walton Jones Jr. als Regierenden Bürgermeister von Berlin. In den Berliner Kinos ist er ja schon zu sehen.

Als Indiana Jones.

Postscriptum und Hinweis der Redaktion:

Nochmals Schwein gehabt? In einer Pressekonferenz hat der Bürgermeister von Kleinmachnow heute die Ansicht vertreten, dass es sich bei der angeblichen Löwin in Berlin „wahrscheinlicher“ um ein Wildschwein gehandelt haben soll. Zwei Tierexperten hätten das gesagt. Unterdessen sollen Anwohner in Kleinmachnow in der Nacht "Löwengebrüll" gehört haben. - Also: "Nichtsgenaues weiß man nicht..."