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Der Landkreis-Pirat Constantin Grosch zum Tod der Apple-Legende Steve Jobs

"Warum der Marine beitreten, wenn man Pirat sein kann?"

Wer kommt eher in Frage als ein Pirat des Internets aus dem Weserbergland, um den Mann zu beurteilen, der schon zu Lebzeiten eine Legende der Computer-Technik geworden ist? Die Weserbergland-Nachrichten.de haben Constantin Grosch gebeten Steve Jobs zu würdigen. Steve Jobs, ein Mann, der als Computer-Pionier und genialer IT-Designer mit die Wogen erzeugt hat, auf denen die Piraten unserer Zeit mit verblüffendem Erfolg surfen.  Ein Mensch, der "von vielen wie eine Gottheit betrachtet wird", wie Constantin Grosch, der erste Pirat im Landkreisparlament Hameln-Pyrmont, zutreffend feststellt. "Einer, der als fast schon unfehlbar gilt, wenn es um die Leitung eines Technologiekonzernes geht", wie Grosch für die Weserbergland-Nachrichten.de mit Anerkennung hinzufügt und gleichzeitig nicht der Versuchung erliegt, dieser IT-Legende bei allem Respekt unkritisch zu begegnen. Steve Jobs ist im Kampf gegen den Krebs unterlegen. Gegen den heimtückischen Bauchspeicheldrüsen-Krebs hatte er sich lange aufgebäumt, aber letztlich keine Chance. Sein Name ist verewigt - im Internet!

Ein Nachruf von Constantin G r o s c h

Steve Jobs verstarb gestern im Alter von 56 Jahren an seinem Krebsleiden. Was bleibt sind Produkte, ja Schöpfungen, die die Welt verändert haben. Sein Unternehmen entwickelte Artikel, die über Jahre hinweg immer wieder die Konkurrenz zur Verzweiflung brachten aber gleichzeitig einen Ansporn schufen, die den technologischen Fortschritt immer wieder von neuem belebten. Dabei verstand Steve Jobs es wie kein Zweiter neue Technologien konsequent zu nutzen und ihren Mehrwert zu vermitteln. Sie mussten einen wirklichen Nutzen bieten, sich im Alltag bewähren und nicht nur eine einfache weitere Funktion sein, die ganz nett ist, aber nicht weiterhilft. Nun hinterlässt er die führende Firma der Welt - auf nicht nur einem Marktbereich. Ob Smartphones oder Tablets, ob MP3-Player oder Laptops, in allen Bereichen ist Apple eines, wenn nicht das innovativste Unternehmen der Welt. Er hinterlässt aber auch eine unglaublich große Masse an Menschen, die mit den Produkten groß geworden sind oder die diese im Alltag nicht mehr missen möchten.

(Zum Bild: Constantin Grosch ist für die Piratenpartei in den Kreistag Hameln-Pyrmont vor Anker gegangen. Auf Bitten der Weserbergland-Nachrichten.de versucht er eine Einordnung der Ausnahmeerscheinung Steve Jobs, der im IT-Bereich unser aller Leben entscheidend geprägt hat. Foto: Piraten)

Er wollte "dem Universum etwas hinterlassen"

Fortsetzung von Seite 1

Oft vernachlässigt wird aber die gesellschaftliche Sicht des Steve Jobs. Neue Produktkonzepte und Techniken zu entwickeln ist eine Sache, sie verkaufen zu können, eine andere. Legendär sind die Präsentationen neuer Produkte, bei denen man am Ende über jede noch so kleine Weiterentwicklung jubelte, auch wenn die Konkurrenz längst ähnliches vorzuweisen hatte. Er wollte "dem Universum etwas hinterlassen", sagte er selbst. Ziel seines Handelns war wohl in erster Linie die Welt und den Alltag der Menschen zu verändern. Jedes Produkt sollte und konnte das Leben vereinfachen! Dabei blieb er stets seinem Motto "think different" treu. Alte Probleme können nicht mit alten Lösungen behoben werden. Aber auch Zitate wie "Warum der Marine beitreten, wenn man Pirat sein kann?" zeigen einen kritischen Steve Jobs. Einen Konzernchef, der das Handeln der Konsumenten hinterfragt, verstehen kann und auch will und diese dann für sich nutzen konnte.

Aber auch eine Schattenseite hat das nahezu perfekte Duo Apple & Jobs. Hungerlöhne, Vergiftungen und Selbstmorde machen die Runde. "Keine weiteren iSlaves" stand auf einem Plakat, das noch vor wenigen Tagen von wütenden Demonstranten vor der allseits mit Spannung erwarteten iPhone-Präsentation in die Höhe gehoben wurde. Die Sprache ist selbstverständlich von den Arbeits- und Lebensbedingungen in Apples Zulieferer Foxconn. Dass diese teils katastrophal sind, ist nicht erst seit gestern bekannt. Offiziell bemüht sich Apple dem entgegen zu wirken und sieht es als Verpflichtung an, sich um Sicherheit der Arbeiterinnen und Arbeiter zu kümmern. Fraglich ist aber, mit welchem Nachdruck dies passiert.

Die Nachrichten von menschenunwürdigen Verhältnissen reißen nicht ab

Seit Jahren produziert Apple bei einigen wenigen Stammzulieferern und trotzdem reißen die Nachrichten von Unglücken und menschenunwürdigen Verhältnissen in den Fabriken nicht ab. Hat ein Konzern wie Apple, der zwischenzeitlich das wertvollste Unternehmen der Welt war, nicht mehr Macht? Sollte es gerade für Apple nicht ein leichtes sein, seinen Zulieferern Druck zu machen? Bestimmt, aber ob dann noch diese Gewinne eingefahren werden können?

Und überhaupt: Was hört man nicht immer von den anderen Superreichen und Genies dieser Branche? Bill Gates kümmert sich seit Jahren um die Ärmsten in der Welt. Sei es durch persönlichen Einsatz oder Spenden. Als Steve Jobs 1997 zu seinem Unternehmen zurückkehrte, musste er es entschulden und Einsparungen vornehmen. Diesem damals noch nötigen Sparzwang fielen auch die Charity-Aktionen zum Opfer. Seitdem hat sich allerdings nicht viel geändert. Während andere große Konzerne wie Microsoft, Google und Facebook Millionen für gemeinnützige Projekte geben, beschränkt sich der Apfel-Konzern auf das Ermutigen seiner Mitarbeiter, für wohltätige Zwecke zu spenden. Apple ist damit eines der Unternehmen, die sich am wenigsten sozial engagieren. Auch Jobs selbst taucht auf keiner nennenswerten Spendenlisten auf. Einzig seine Ehefrau macht regelmäßig ein wenig Geld locker - für die Demokratische Partei.

Dank iPhone und iPad hat das Internet erst seine Mobilität erlangt

Kritiker weisen bereits daraufhin, dass beim neu vorgestellten iPhone 4S keine riesigen Neuerungen zu erkennen sind, wie man es sonst von Apple gewohnt ist. Ist dies schon ein Anzeichen dafür, dass der visionäre Leitgedanke eines Steve Jobs fehlt, der sich bereits vor einige Monaten aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hatte? Ich glaube nicht.

Wer Apple kennt der weiß, dass sich kleine Schritte gehen lassen, auch wenn es nach außen oft anders wirkte. Diese Schritte sind wohlüberlegt und so wird nun zuerst das Maximum aus dem iPhone durch Software-Erweiterungen geholt, bevor man den nächsten technologischen Meilenstein gehen wird. Fraglich bleibt trotzdem, ob es dem Apfel diesmal gelingen wird, auch ohne Jobs langfristig erfolgreich zu sein.

Der vielleicht größte Erfolg von Apple und Jobs besteht aber sicher darin, dass das Internet auch im Supermarkt einen Nutzen hat. Dank iPhone und iPad hat das Internet erst seine Mobilität erlangt. Heute ist es möglich im Bücherladen um die Ecke das Objekt der Begierde einzuscannen und nach billigeren Alternativen im Internet zu suchen.

Nun habe ich beinahe in jeder Situation die richtige "Apps" dabei

Sicher, Laptops gab es auch vorher, aber wer schleppt diese schon immer mit? Nun habe ich beinahe in jeder Situation die richtige "Apps" dabei. Der alte Wunsch von Star Trek-Fans nach einem persönlichen Mini-Computer ist wahr geworden!

Dabei ist das iPhone mehr als nur ein Computer im Mini-Format. Es ist ein mit Sensoren vollgestopfter und extrem leicht zu bedienender „Assistent“ - erst recht mit der neuen Spracherkennungs- und Wiedergabe-Software Siri.

Ohne Frage: Apple und Jobs haben die Welt verändert, haben das alltägliche Leben an der einen oder anderen Stelle erleichtert und haben das Internet erst so richtig mobil und greifbar gemacht. Was die Produkte angeht, kann man nur hoffen, dass Apple auch nach dem Tod ihres Philosophen und vor allem Visionärs den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen wird und jährlich mit einem neuen Science-Fiction-Gerät überrascht, so wie es die letzten Jahre mit MacBook, iPod, iPhone und iPad passiert ist.

Zu wünschen wäre aber auch ein Gegenspieler. Google scheint mit Android und Motorola auf dem Weg zu sein, ähnlich innovativ und unkonventionell wie Apple zu werden und ausgereifte Software mit fortschrittlicher Hardware zu verbinden.

Allerdings würde ich mir dann ein Unternehmen wünschen, welches nicht ganz so perfektionistisch nach dem letzten Euro greift. Denn das zeichnet Apple und Steve Jobs genauso aus, wie das "One more thing" und der Versuch perfekte Designs und Technologien zu entwickeln - die perfekte Gewinnmaximierung.

 

 

 

 

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