Der Kommentar

In Marienau steht die Lüge im Stau - wie ein kleiner Ort von der Politik umgangen wird, aber nicht vom Verkehr

Von Ralph Lorenz

13. Juli 2014 - Liebe Politiker, das Weserbergland hatte von eurer Sorte noch nie so viele als parlamentarische Weserbergland-Vertreter in Berlin und Hannover gehabt. Sogar eine liebenswürdige leibhaftige Staatssekretärin ist darunter. Schön für euch. Aber auch schön für uns?

Wo seid ihr denn alle, wenn das kleine Dörfchen Marienau sich nun schon seit Jahrzehnten und über viele Legislaturperioden hinweg verkauft und verraten fühlt? Verraten von denen in Berlin (Bundesregierung). Und denen in Hannover (Landesregierung). In der Verkehrspolitik werden die Karten wieder mal neu und ganz anders gemischt als gedacht, auch weil es in Berlin (schwarz-rot) und Hannover (rot-grün) neue, andere Kräfteverhältnisse gibt. Das ist ein mieses Pokerspiel!

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Und die Bewohner dieses Ortes haben wieder das Gefühl in der Langzeit-Verkehrsplanung hinten runter zu fallen, obwohl sie erklärtermaßen in diesem Jahr „spätestens“ hätten dran sein sollen. Mehrere Generationen demonstrieren schon seit mehreren Generationen für ihre Ortsumgehung. Das heißt für Verkehrs-Entlastung, für Sicherheit im Verkehr. Dafür, dass Eltern ihren Kindern auf der Straße in Marienau beruhigt hinterher schauen können. Diese Bürger haben nicht erst seit heute das Gefühl, dass es leichter ist g e g e n etwas zu agieren, als f ü r etwas einzutreten.

Wie laut soll denn Marienau noch auf die Pauke hauen müssen und damit gegebenenfalls sogar noch zur bundesweiten Lachnummer werden? Mit Wut-Parkaktionen, die aber wiederum nicht so wütend ausfallen dürfen, dass Polizei, Politiker und Brummifahrer verärgert werden könnten. Weil man die andererseits braucht. Wer immer jetzt im Bundesverkehrsministerium und in den nachgeordneten Verkehrsbehörden das Sagen und neue Argumente zu haben glaubt – er kann ab diesem Jahr keinem Marienauer mehr guten Gewissens in die Augen schauen.

Und bitte liebe Politiker, kommt uns nicht wieder mit der Warteliste in irgend einer "aktualisierten" Prioritätenplanung. Auch nicht mit dem Argument der Finanzierbarkeit angesichts üppiger Steuereinnahmen im Hause Schäuble. Nicht Schäuble ist ein super Finanzminister sondern wir sind (unfreiwillig) super Steuer-, Gebühren und Beitragszahler.

Verarschen können wir uns selbst - das ist inzwischen hoffähiges Wutbürger-Deutsch.

Heute Abend werden wir möglicherweise und verdientermaßen Fußball-Weltmeister. Wir sind aber jetzt schon Weltmeister der Augenwischerei. Und das ist noch ein harmloses Wort für das, was sich hier in Wirklichkeit anbahnt – eine große L ü g e nämlich. Betrogen und belogen worden sind die Wutpark-Bürger von Marienau schon über Jahre hinweg.  Genau genommen seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

In Marienau steht die Lüge im Jahrhundert-Stau.