Umweltminister Meyer auf Sommerreise auch in Hameln
Er ist wieder hier, in seinem Revier: Der Biber als Landschaftsbaumeister im Weserbergland
Freitag 12. Juli 2024 - Hameln (wbn). Die gute Nachricht: Das Weserbergland und ganz Niedersachsen ist wieder Biber-Land.
Rund 500 Tiere leben in etwa 230 Revieren in Niedersachsen. Am letzten Tag seiner Sommerreise hat Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer Hameln besucht, um sich hier ein Bild über die erfolgreiche Zusammenarbeit der Unteren Naturschutzbehörde mit lokalen Akteuren in Bezug auf das „Bibermanagement“ zu machen. Auf zwei kurzen Spaziergängen an Hamel und Weser wurden ufernahe Aktivitäten des Bibers wie Biberdamm oder Biberburg demonstriert.
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Minister Meyer: „Der Biber ist ein Baumeister und ein Landschaftsgestalter. Er gestaltet seinen Lebensraum aktiv, staut Wasser auf und verändert die Landschaft nach seinen Bedürfnissen." Das trage positiv zum Hochwasserschutz und zum Wassermanagement bei und fördere den Artenreichtum. Durch das Aufstauen von Wasser entstünden beispielsweise für eine Vielzahl bedrohter Tier- und Pflanzenarten neue Lebensräume. „Aber mit der Ansiedlung an Gewässern der größten heimischen Nagetierart können in einzelnen Fällen auch Probleme entstehen. Überschwemmungen in der Nähe von Biberrevieren beeinträchtigen teilweise die Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen. In Hameln arbeiten die Untere Naturschutzbehörde, die Land- und Forstwirtschaft und der NABU sehr gut zusammen, um ein konfliktarmes Miteinander von Biber und Landwirtschaft zu gewährleisten."
Zur schnellen Lösung von Konfliktsituationen setzt die Stadt Hameln einen Biberberater ein, der vor Ort mögliche Konflikte im Blick behält und Ansprechpartner für alle beteiligten Gruppen ist. Durch den stetigen Austausch aller Akteure kann in vielen Fällen ein guter Ausgleich zwischen den Interessensgruppen erwirkt werden.
Der Europäische Biber ist eine streng geschützte Tierart. Zurzeit leben in Niedersachsen etwa 500 Tiere in knapp 230 Revieren an Gewässern wie Elbe, Leine oder Weser. Da im Westen Norddeutschlands erst wenige Tiere heimisch sind und viele Nebenflüsse noch nicht besiedelt sind, ist davon auszugehen, dass Biber in den nächsten Jahren weitere Gewässer in Niedersachsen besiedeln werden. „Deswegen haben wir den ‚Runden Tisch Biber' eingerichtet und arbeiten derzeit an einem Biberkonzept für Niedersachsen", so der Minister. „Es entsteht ein Handlungskonzept für den artgerechten Umgang mit Bibern an Niedersachsens Gewässern mit dem Ziel, den bestmöglichen Ausgleich zwischen Artenschutz und Landnutzungsinteressen zu erwirken. Konflikte sollen so früh erkannt und entschärft werden. Außerdem soll allen Betroffenen eine fachkompetente Beratung an die Seite gestellt werden." Das Biberkonzept soll konkrete Handlungsoptionen für alle Beteiligten enthalten, klare Zuständigkeiten der einzelnen Akteure auf Landes- und Kreisebene darstellen und einen landesweiten Rahmen liefern, der das jeweilige Vorgehen vor Ort transparent macht.
Zum Abschluss seiner Sommerreise reiste Umweltminister Meyer nach Königslutter im Landkreis Helmstedt. Hier informierte er sich über den Stand eines Renaturierungs-Projektes des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). In vier Abschnitten wird die Scheppau im Zuge des „Aktionsprogramms Niedersächsische Gewässerlandschaften" ökologisch aufgewertet.
Umweltminister Christian Meyer: „Bei diesem Projekt arbeiten alle Akteure hervorragend für ein Ziel zusammen: Die Scheppau soll von einem stark begradigten und strukturarmen Bach wieder zu einer naturnahen Auenlandschaft werden."
Als Nebengewässer der Schunter im Einzugsbereich der Oker gilt die Scheppau als ein Prioritätsgewässer, die Renaturierungsmaßnahmen dienen der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie. So wurde beispielsweise der natürliche und historische Bachlauf durch die Anlage von Mäandern (Bachschlaufen) weitgehend nachempfunden. Außerdem wurden Totholz und Kies in die Scheppau eingebaut, damit neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen entstehen können.
„So sieht nachhaltige und effiziente Gewässerentwicklung aus: Hier werden wieder günstige Voraussetzungen für eine naturnahe Besiedlung des Baches mit Fischen und Kleinstlebewesen geschaffen. Dadurch soll die Scheppau resilienter gegen Klimaveränderungen werden", so der Minister.
Bereits drei Abschnitte wurden erfolgreich renaturiert. Der abschließende vierte Abschnitt zwischen Autobahn und Mündung in der Schunter befindet sich in der Planung.