Drah' die net um, oh-oh-ooh, der Kommissar geht um: Sechs Verwarnungen wegen öffentlichen Urinierens, zwei Verstöße gegen Waffengesetz, Kokain sichergestellt
Großrazzia der Polizei im Steintorviertel - Schläger, Zuhälter, Drogendealer unter die Lupe genommen
Hannover (wbn). Die Polizei in Hannover zeigt am berühmt-berüchtigten Steintor Flagge. Mit einer Großrazzia im Steintorviertel ist die Polizeiinspektion Mitte in der Nacht zum heutigen Sonnabend gegen milieutypische Kriminalitätsformen wie Drogenhandel, Raub und Körperverletzung vorgegangen.
80 Beamte riegelten die Reitwallstraße für fast zwei Stunden komplett ab und kontrollierten mehrere Objekte. Sichergestellt wurde unter anderem Rauschgift sowie eine scharfe Schußwaffe. Die Polizei konzentrierte ihre Kontrollen zunächst auf die Reitwallstraße, die um 22 Uhr abgeriegelt wurde. Allein in dieser Straße hat die Polizeiinspektion Mitte seit Anfang 2009 rund 300 Straftaten registriert. So wurde immer wieder beobachtet, dass Dealer bestimmte Objekte wie Spielhallen nutzen, um ihre Rauschgiftgeschäfte anzubahnen oder abzuwickeln. Laut Polizeidirektor Olaf Gösmann, der die Razzia angeordnet hat, ist die Reitwallstraße ein "gefährlicher Ort". "Die Straße hat sich zu einem Rückzugsort für Dealer, Räuber und Schläger entwickelt. Diesen besorgniserregenden Trend wollen wir mit häufiger Präsenz, aber auch mit Großkontrollen, aufhalten", erklärt Gösmann.
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In der Reitwallstraße wurden während der Razzia insgesamt rund 140 Personen kontrolliert, die sich ganz überwiegend ruhig verhielten. In einer Spielhalle stellten die Beamten fünf Konsumeinheiten Kokain sicher, in einem weiteren Objekt fanden sich zwölf Ecstasy-Tabletten sowie eine scharfe Pistole vom Kaliber 7.65 mit sechs Schuss Munition. Nach Mitternacht wurde der Einsatz wie geplant auf das gesamte Innenstadtgebiet ausgeweitet. Dabei hatten die Beamten aggressives Verhalten genauso im Blickpunkt wie alkoholisierte Jugendliche oder auch öffentliches Urinieren.
Gesamtbilanz des Einsatzes, der bis zum frühen Morgen dauerte: 350 Identitätsfeststellungen, 46 Platzverweise, sechs Inobhutnahmen alkoholisierter Jugendlicher, sechs Barverwarnungen wegen öffentlichen Urinierens. Festgestellt wurden ferner 17 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, zwei Verstöße gegen das Waffengesetz, fünf Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz sowie drei Fälle von Körperverletzung. Inzwischen hat die Polizeiinspektion Mitte für das Steintorviertel auch eine erste, vorläufige Bilanz zur Präsenzverstärkung in den Wochenendnächten gezogen. Ende September hat die Polizeiinspektion die Präsenz uniformierter Beamter im Steintorviertel deutlich erhöht - dies vor allem in den Wochenendnächten. Nach einer ersten Auswertung zeichnet sich durch diese polizeiliche Maßnahme für das Quartier ein positiver Trend in der Kriminalitätsentwicklung ab.
So sank die Zahl der registrierten Straftaten im Vergleich der Monate Oktober 2009 und Oktober 2010 von 164 auf 150. Dieser Rückgang ist umso bemerkenswerter, als die Zahl der festgestellten Drogendelikte im Steintorbereich durch die erhöhte Polizeipräsenz erwartungsgemäß deutlich angestiegen ist: von 21 auf 41 in den Vergleichsmonaten. Die bekannten Stichworte lauten hier "Holkriminalität" bzw. "Aufhellung des Dunkelfeldes". Demgegenüber ist die Zahl der Körperverletzungsdelikte, die der Polizei besondere Sorge bereiten, leicht gesunken (von 32 auf 29 im Vergleich Oktober 2009 und 2010.)
Für den Vergleich November 2009 und 2010 scheint sich dieser Trend zu verstärken: ein weiteres Absinken der Gesamtstraftaten, bei einem deutlichen Anstieg der Drogendelikte und einem jetzt auch verstärkten Rückgang bei den Körperverletzungsdelikten. Unverändert werden rund die Hälfte aller registrierten Straftaten im Steintorbereich in den Wochenendnächten verübt, auf die die Polizeiinspektion Mitte ihre Präsenzeinsätze konzentriert. Polizeidirektor Gösmann lobt das Vorgehen der eingesetzten Beamten im Steintor: "Die Kolleginnen und Kollegen gehen gezielt auf aggressive Personen zu und versuchen immer wieder mit Erfolg, angespannte Situationen und sich anbahnende Schlägereien schon im Ansatz zu entschärfen."
Gösmann betont, dass die bislang gewonnenen Erkenntnisse noch keine endgültigen Rückschlüsse zulassen. Die Entwicklung müsse über einen langen Zeitraum beobachtet und analysiert werden. Gösmann weiter: "Klar ist aber, dass wir die Polizeipräsenz am Steintor bis auf weiteres aufrecht erhalten werden."