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Jugendministerin Carola Reimann: Für starken Kinderschutz braucht es starke und gut qualifizierte Fachkräfte

„Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ – Niedersachsen fördert Projekt für Fachkräfte

Mittwoch 19. August 2020 - Hannover / Lügde (wbn). „Ob Lügde oder Bergisch Gladbach – hinter diesen Ortsnamen stehen besonders tragische Kinderschutzfälle des vergangenen Jahres. Aber nicht jeder Missbrauchsfall wird medienwirksam. Und doch sind die Taten fern ab des Medienrummels für die betroffenen Kinder nicht weniger schlimm“, hat Kinder- und Jugendministerin Carola Reimann anlässlich der Vorstellung des Projektes „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ heute in Hannover betont.

Gehe es darum, Kindesmissbrauch zu erkennen und entsprechend zu handeln, kommt den Fachkräften eine besondere Bedeutung, erklärt Dr. Carola Reimann: „Genau hier setzt das Projekt an – Fachkräfte weiterbilden und miteinander vernetzen. Denn für einen starken Kinderschutz braucht es ebenso starke und gut qualifizierte Fachkräfte. Dazu sind praxisgerechte Fort- und Qualifizierungsangebote und der kontinuierliche Austausch untereinander absolut notwendig.“

 

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Die im Mai veröffentliche polizeiliche Kriminalstatistik zeige das erschreckende Ausmaß von sexuellen Gefährdungen an Kindern und fordere die gesamte Gesellschaft zum konsequenten Handeln auf, betont die Ministerin.

Die Zahl des sexuellen Missbrauchs an Kindern stieg 2019 gegenüber dem Vorjahr um fast neun Prozent an (von 14.606 auf 15.936 Fälle). Zehn Prozent der Tatverdächtigungen von sexuellem Missbrauch an Kindern waren selber unter 14 Jahre alt. Bei der Herstellung, dem Besitz und der Verbreitung von sogenanntem kinderpornografischen Material gibt es in 2019 eine Steigerung um 64,61 Prozent (von 7.449 auf 12.262 Fälle).

„Ich gehe davon aus“, so Dr. Carola Reimann, „dass aufgrund der Corona-Pandemie die Zahl der Kinder ansteigen wird, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Deshalb brauchen wir überall dort, wo sich Kinder und Jugendliche aufhalten, sensible Menschen, die ganz genau hinschauen.“

Andrea Buskotte ist die Projektleiterin und fasst die zentralen Inhalte von „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ zusammen: „Sexuelle Grenzverletzungen und Gewalt gegen Kinder sind auch für Fachkräfte kein leichtes Thema. Deswegen ist das Projekt darauf ausgelegt, Teams gemeinsam fortzubilden – damit sich die Kolleginnen und Kollegen gegenseitig unterstützen können – und Einrichtungen die Prävention langfristig verankern können.“ Projektkoordinatorin Christine Eichholz berichtet aus ihren Praxisbegleitung. „In den Fortbildungen wird immer wieder deutlich, dass es wichtig ist, Unsicherheiten der Fachkräfte besprechbar zu machen. Wissen und Handlungssicherheit wirken erleichternd und geben Mut, das Thema sexueller Missbrauch anzugehen.“

Nach den im vergangenen Jahr in Lügde bekannt gewordenen Missbrauchsfällen hat die Landesregierung die Aktivitäten im Kinderschutz ausgeweitet und setzt dabei einen Schwerpunkt auf gut qualifizierte Fachkräfte. Ministerin Reimann betont: „Wir haben die Bedarfe der Fachkräfte noch mal ganz gezielt in den Blick genommen, um den Schutz von Kindern und Jugendlichen noch wirksamer zu gestalten. Dazu haben wir das Projekt im Oktober 2019 auf den Weg gebracht und werden es auch in 2021 weiter fortführen. Ich bin dankbar, so engagierte Partnerinnen wie die Mitarbeiterinnen der Landesstelle Jugendschutz an der Seite der Landesregierung zu wissen. Denn sie unterstützen Fachkräfte und Teams kompetent und professionell bei diesem sensiblen und belastenden Thema.“

Imke Schmieta leitet die seit 1978 mit Landesmitteln geförderte Landesstelle Jugendschutz. Sie sagt: „Sexueller Missbrauch ist von jeher ein wichtiges Thema der Landesstelle Jugendschutz. Das aktuelle Projekt „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ profitiert von dieser langjährigen Erfahrung. Das zeigt die Nachfrage nach den Angeboten, der Beratung und den Materialien, die sehr gut angenommen werden. Unsere Erfahrung ist aber auch, dass der Bedarf an Prävention nicht weniger wird, sondern eine dauerhafte Aufgabe bleibt.“

Neben Fortbildungsveranstaltungen soll insbesondere die Zusammenarbeit mit Schulen intensiviert werden.

Das Land Niedersachsen fördert die Fortführung des Projektes „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ in 2021 mit 93.200 Euro. Für das Projekt im Zeitraum Oktober 2019 – Dezember 2020 stellt das Land insgesamt 122.000 Euro zur Verfügung.

Hintergrund

Niedersachsen verfügt über eine stark ausgeprägte Hilfs- und Beratungsstruktur im Kinder- und Jugendschutz. So gibt es in Niedersachsen aktuell:

•             21 Beratungsstellen im Bereich Gewalt gegen Kinder und Jugendliche,

•             4 Kinderschutzzentren,

•             43 Gewaltberatungsstellen für Mädchen und Frauen,

•             die Kinderschutzambulanz an der MHH,

•             Beratungsstellen gegen sexuellen Missbrauch

•             und zahlreiche weitere Unterstützungsangebote

Sozialministerin Carola Reimann hat in ihrer Amtszeit – ergänzend zu den etablierten Einrichtungen in Hannover und Oldenburg – bereits zwei neue Kinderschutzzentren eröffnet: Das Zentrum in Osnabrück und das Kinderschutzzentrum Nordostniedersachsen mit Standorten in Lüneburg und Stade. Ein weiteres Kinderschutzzentrum wird entstehen, der Ort steht zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht fest.

 

 

 

 

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