Eigentlich wäre jetzt bald Feierabend im AKW Grohnde
Übertragung von "Reststrommengen" verlängert Abschaltung des Atomkraftwerkes Grohnde bis zum letztmöglichen Tag am 31. Dezember
Freitag 12. Februar 2021 - Grohnde / Emmerthal (wbn). Nach Angaben des Bundes hatte das Atomkraftwerk Grohnde Ende Oktober 2020 nur noch eine Reststrommenge von 2.860,98 GWh, was einer Restlaufzeit von weniger als vier Monaten entspricht.
Dann hätte das AKW Grohnde schon jetzt im Februar 2021 und nicht erst Ende 2021 abgeschaltet werden müssen, erinnern die Grünen in einer Pressemitteilung.
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Im Oktober 2020 hatte der Betreiber jedoch 3 000 GWh Restlaufzeit vom AKW Krümmel auf das AKW Grohnde übertragen. Ein Gerichtsverfahren zwischen PreussenElektra und Vattenfall ist beim Landgericht Hamburg anhängig zur Frage, ob PreussenElektra weitere Reststrommengen des stillgelegten AKW Krümmel auf die eigenen Atomkraftwerke übertragen darf und in welcher Höhe dafür Entschädigungszahlungen an den Miteigner Vattenfall zu leisten sind.
Die Grünen im Landtag fragten nun zum Stand dieses Verfahrens und ob das AKW Grohnde früher vom Netz geht. Die Landesregierung erklärte jedoch, dass der Betreiber Preussen Elektra am 5. Februar 2021 mitgeteilt habe, weitere Reststrommengen auf Grohnde übertragen zu wollen, um es länger laufen zu lassen. Demnach plant Preussen Elektra, das AKW Grohnde bis zum letztmöglichen Abschaltzeitpunkt Ende 2021 weiterzubetreiben.
Der regionale grüne Landtagsabgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Christian Meyer forderte hingegen: „Das AKW Grohnde muss schnellstmöglich stillgelegt werden. Wenn die Reststrommenge verbraucht ist, ist sie verbraucht. Stattdessen werden häppchenweise immer wieder Reststromengen anderer bereits stillgelegter Meiler übertragen. Die Zeit der Atomenergie ist abgelaufen, das sollte auch Preussen Elektra endlich einsehen. Mit jedem weiteren Tag Betrieb steigt nicht nur das Risiko, sondern auch die hochradioaktive Atommüllmenge für die weiterhin kein genehmigtes Endlager gibt.“ Die eigenen Strommengen des AKW Grohnde sind längst aufgebraucht. 5.000 zusätzliche Gigawattstunden sollen nun vom lange stillgelegten Atomkraftwerk Krümmel übertragen werden.
Auch Miriam Staudte, die Atomexpertin der Grünen-Landtagsfraktion, die die Anfrage gestellt hatte, kritisiert die Übertragung der Strommengen und will den Alt-Meiler möglichst schnell abgeschaltet sehen: „Mit jedem weiteren Betriebstag steigt das Risiko gefährlicher Störfälle. Das AKW Grohnde ist bundesweit der dienstälteste Meiler und liegt auf Platz 2 der störanfälligsten Kernkraftwerke, nur knapp hinter dem AKW Brokdorf. Es ist auch genug Strom in Deutschland vorhanden und wir exportieren immer noch mehr Strom ins Ausland als wir importieren. Das gilt auch für die Zeiten wo die beiden letzten Atomkraftwerke Lingen und Grohnde wegen Revision gleichzeitig vom Netz waren. Die Zukunft gehört den Erneuerbaren Energien.“
Die Grünen verweisen darauf, dass auch der Landkreis Hameln-Pyrmont von der bundesweiten Suche nach einem Endlager für hochradioaktive Abfälle betroffen ist. Bundesweit wurden 54 sogenannte Teilgebiete identifiziert, die potentiell als Standort geeignet sein könnten. Fünf dieser Teilgebiete erstrecken sich auch über den Landkreis Hameln-Pyrmont.
Transparenzhinweis der Redaktion: Dieser Text basiert auf einer Mitteilung des heimischen Landtagsabgeordneten der Grünen Christian Meyer