Unterhalb des Bundestrends
In Niedersachsen: Zehn Prozent weniger geimpfte Kinder als vor der Pandemie
Samstag 26. November 2022 - Hannover (wbn). In Niedersachsen sind die Impfungen bei Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie deutlich zurückgegangen.
Dies geht aus einer repräsentativen Analyse der DAK hervor. Im Vergleich zu 2019 gab es 2021 einen Rückgang von zehn Prozent. Hochgerechnet auf die Bevölkerung wurden somit rund 86.000 weniger niedersächsische Mädchen und Jungen geimpft.
„Mit einem Anteil geimpfter Kinder von 31,8 Prozent liegt Niedersachsen unter dem Bundesdurchschnitt. Dieses Ergebnis ist alles andere als zufriedenstellend“, sagt Dirk Vennekold, Leiter der Landesvertretung der DAK-Gesundheit in Niedersachsen. „Zum Schutz der Kinder und Jugendlichen sind die ausgefallenen oder verschobenen Erstimpfungen dringend nachzuholen. Sonst kann es sein, dass die Gesundheit vieler junger Menschen plötzlich wieder durch Krankheiten bedroht wird, die als fast ausgerottet galten. Wir brauchen weiterhin Information und Aufklärung, denn Impfen ist eine wichtige Vorsorge und Investition für die Zukunft.“
Weniger Impfungen und Arztbesuche als vor Corona
Nach den Daten der DAK-Gesundheit nahm der Anteil der Kinder und Jugendlichen in Niedersachsen, die eine Impfung erhielten, insgesamt um zehn Prozent ab. Damit wurden 2021 hochgerechnet rund 86.000 weniger niedersächsische Kinder und Jugendliche geimpft als 2019. Auch gab es weniger Arztbesuche: So gingen landesweit hochgerechnet rund 180.000 weniger Mädchen und Jungen in die Praxen als vor der Pandemie (minus sieben Prozent).
Ein Drittel weniger HPV-Erstimpfungen
Bei HPV-Impfungen zur Krebsvorsorge gingen die Zahlen 2021 in Niedersachsen besonders stark zurück: So sanken Gesamtimpfungen um 19 Prozent und Erstimpfungen um knapp ein Drittel (30 Prozent). Dabei gab es kaum Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Insgesamt wurden in Niedersachsen weniger Kinder und Jugendliche gegen HPV geimpft als im Bund. Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen. Humane Papillomviren (HPV) werden sexuell übertragen und können Gebärmutterhalskrebs, Anal- und Peniskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum verursachen. Eine Impfung sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen.
Rückgang bei Impfungen gegen Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus und Kinderlähmung
Deutlich ist auch die Abnahme bei den Gesamtimpfungen gegen Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus, Kinderlähmung Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B mit einem Minus von 19 Prozent (die sogenannte 6-fach-Impfung: DTap-IPV-Hib-HepB). Im Bereich Pneumokokken erhielten 36.000 weniger Kinder und Jugendliche eine Impfung (minus 17 Prozent) – eine fast doppelt so starke Verringerung wie im Bund (minus neun Prozent). Einen ebenfalls großen Rückgang gab es bei Gesamtimpfungen gegen Meningokokken C (minus 21 Prozent). Unter Gesamtimpfungen werden sowohl die erste und letzte Dosis eines Impfzyklus sowie Auffrischimpfungen zusammengefasst.
Ein Sonderfall in der DAK-Sonderanalyse ist die Masern-Mumps-Röteln-Impfung: Während die Dreifach-Impfung in Niedersachsen im Jahr 2021 um 24 Prozent zurück ging, stieg die Vierfach-Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken um neun Prozent an. Der Rückgang wurde in Niedersachsen nicht ausgeglichen.
Für den niedersächsischen Kinder- und Jugendreport untersuchte das Wissenschaftsteam von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 73.000 Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Niedersachsen versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2019 bis 2021. Beispielsweise flossen aktuell Daten aus 356.000 Arztbesuchen und 65.000 Impfungen in die Analyse ein.
Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten, davon rund 480.000 in Niedersachsen, die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.