Der Kommentar
Das alte Lied mit dem Eurovision Song Contest
Von Ralph L o r e n z
Er saß einfach am Klavier – und hat gesungen. „Merci, Chérie“. Das war 1966, der Sieger-Hit von Udo Jürgens.
In Schwarz-Weiß wurde der europäische Schlagerwettbewerb übertragen. Und das war Farbe genug. Denn für die Farbe sorgte die Stimme, die Musik. Eben die Klangfarbe, auf die es schließlich ankommt. Die Kamera-Führung, unaufgeregt. In der Ruhe lag die Kraft. Zugleich war mit Udo Jürgens ein Star geboren. Der Mann stand später in reiferen Jahren im weißen Flanell-Bademantel auf der Bühne, wenn er eine Zugabe sang.
Ja, es gab einmal eine Zeit, in der die besten Sängerinnen und Sänger angetreten sind. Sie haben in ihrer Muttersprache gesungen – und das allein schon war das Europäische in der musikalischen Botschaft, die um die Welt ging. In diesem Konzert der vielen Sprachen und Akzente konnte es nur Gewinner geben. Hauptgewinnerin: Die Vielfalt. Denn jede Muttersprache folgt einer eigenen natürlichen Melodie. Und die grenzt sogar das Revier ab. Vögel wissen das.
Machen wir‘s kurz: Kehren wir im Songwettbewerb wieder in die Zeit der Melodien zurück. Spalten wir die inzwischen sündhaft teure, aber in Wirklichkeit nicht besser gewordene Supershow in Kategorien auf.
In die Premiumsparte Melodie / Gesang.
In die Sparte Gymnastikübung mit Gesangsvortäuschung.
In die Sparte Nichtsingenkönnen, viel Haut zeigen.
Und in die Sparte: Geklaute Melodien, die man irgendwie irgendwann ähnlich schonmal von irgendeiner gehört haben könnte.
Und dann die Sparte: Möglichst fies, hässlich, ordinär. Cash mit trash.
Es wäre eine ehrliche Aufsplitterung. Fernsehkanäle gibt’s ja genug.
Das allein wär‘ eine annährend ehrliche Abstimmung. Ich wüsste, welche Sparte ich wählen, hören und sehen würde.
Ich glaube an die Kraft der Melodie. Der Liebe zur Musik.