Die Schlacht vor dem Spiel
Mehr als 700 "Gewalttäter Sport" und "Problemfans" vor der AWD-Arena - draußen hat die Polizei gesiegt, drinnen Hannover 96
Hannover (wbn). Großkampfplatz AWD-Arena: Die entscheidende Schlacht fand wieder einmal vor dem Spiel statt. Sogenannte „Gewalttäter Sport“ und „Problemfans“ aus Belgien und Deutschland versuchten vor dem Spiel zwischen Hannover 96 und FC Brügge ihre ureigene, adrenalingesteuerte „Begegnung“ für sich zu entscheiden. Fouls waren ausdrücklich erwünscht, der Kopf wurde zum Kloppen benutzt.
Es flogen Fäuste und Flaschen. Parkende Fahrzeuge wurden beschädigt. Die Polizei ging mit Schlagstöcken und Reizstoffen dazwischen und konnte dieses Brutalo-Match schließlich für sich als eingreifender Dritter reklamieren, das heißt, die eigentliche Gewaltexplosion von mehr als 700 „Problemfans“ verhindern. Das wurde sogar auf der neuen Facebookseite "Polizei Hannover aktuell" vermeldet. Dass anschließend Hannover 96 und FC Brügge sich dank der nervenstarken Aufholjagd von Schlaudraff auf dem Spielfeld 2:1 (0:0) getrennt hatten, sei nur nebenbei vermerkt. Die Rechnung für den szenetypischen Chaotenaufmarsch muss wieder einmal der Steuerzahler begleichen. In Abwesenheit.
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Die Polizei hatte das Aufeinandertreffen von Hannover 96 mit FC Brügge von vornherein als Problemspiel eingestuft. 3000 Fußballfans waren allein aus Belgien angereist. Die überwiegende Mehrheit hatte allerdings friedliche Absichten gehabt. Die ganz Harten brachten sich dann erst einmal im Steintorviertel in Stimmung. Hier der offizielle Polizeibericht von gestern Abend: „Mit starken Kräften hat die Polizei heute Abend in Hannover drohende Ausschreitungen gewaltbereiter Fußballfans verhindert. Da das Spiel zwischen Hannover 96 und FC Brügge von Anfang an als Risikospiel eingestuft worden ist, war die Polizei schon seit dem Nachmittag mit mehreren Hundertschaften im Stadtgebiet unterwegs. Das Einsatzkonzept ist zumindest bis Spielende aufgegangen.
Ein Aufeinanderprallen von Fans beider Lager konnte verhindert werden. Bis 23 Uhr wurde niemand verletzt, drei hannoversche Fußballrowdys wurden in Gewahrsam genommen. Dies ist lediglich eine vorläufige Bilanz des Abends. Bereits gegen 13:00 Uhr hatten die ersten belgischen Fußballfans mit Bussen die Landeshauptstadt erreicht. Danach zog es die mehrere hundert Belgier erst einmal in die Innenstadt. Hier stimmten sie sich auf das bevorstehende Spiel am Abend ein. Ebenfalls am Nachmittag trafen sich bis zu 400 hannoversche sogenannte "Problemfans" in ihren Stammlokalen in der City. Gegen Abend, als es dann für beide Gruppen in Richtung Stadion gehen sollte, kam es kurzzeitig zu kleineren Rangeleien mit der Polizei, als 40 hannoversche Fußball-Rowdys eine Polizeikette, die die rivalisierenden Fangruppen auseinander halten sollte, durchbrachen und in Richtung der belgischen Fans zum Marstall liefen.
Angriff gegen die Belgier mit Ansage
Eine drohende Auseinandersetzung am Marstall konnte mit starken Kräften verhindert werden. Die Polizei setzte vereinzelt Schlagstock und Reizstoff gegen prügelnde belgische Fußballfans ein. Bei der Aktion wurden durch Flaschenwürfe einige Privatfahrzeuge, die auf dem Parkplatz "Am Marstall" abgestellt waren, beschädigt. Verletzte waren nicht zu beklagen. Das alles geschah etwa zwei Stunden vor Spielbeginn. Als ein Wasserwerfer in Stellung gebracht wurde und die belgischen Fanbeauftragten über Lautsprecher zu ihren Landleuten sprachen, konnten die Randalierer nach etwa 30 Minuten auf die ursprünglich von der Polizei angedachte Marschroute geführt werden. Zuvor waren drei Hannoveraner Hooligans zu einem Treffpunkt der Belgier gelangt und hatten dort angekündigt, den Aufzug zum Stadion angreifen zu wollen. Die drei Unruhestifter wurden in Gewahrsam genommen. Alle drei sind der Polizei als "Gewalttäter Sport" bekannt. Auf dem Weg ins Stadion zerstörten belgische Fans die Schaufensterscheibe eines Cafés an der Ritter-Brüning-Straße.
Während des Spiel und im Stadion verlief alles weitestgehend geordnet. Während des Einsatzes informierte die Polizei Hannover interessierte Fußballfreunde über ihre neu erstelle Facebook-Seite "Polizei Hannover aktuell". Dieser Account konnte innerhalb von zwei Tagen einen Fanzuwachs von null auf mehr als 3 500 erzielen. Die Facebook-Fans wurden direkt aus der Einsatzzentrale der Polizei aktuell über Geschehnisse in der Innenstadt informiert. Damit will die Polizeidirektion Hannover ihr Handeln für die Bürger transparent machen und eine aktive Kommunikation mit den Fans zulassen. Dieses Instrument wurde erstmals eingesetzt, die Reaktionen der Nutzer waren zum größten Teil positiv. Sehr erfreulich war auch die hervorragende Zusammenarbeit mit den Kollegen der belgischen Polizei.“