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NGG-Region Hannover will die „Zucker-Bremse“ ziehen

Streik in Sicht: Gibt's bald Saueres in der Zuckerwirtschaft?

Mittwoch 20. März 2024 - Barsinghausen / Hannover (wbn). Ab April drohen in den Zuckerwerken Warnstreiks. Auch in Barssinghausen.

Gut 38.973 Tonnen Zucker im Jahr – so süß lebt die Stadt und Region Hannover. Denn der statistische Pro-Kopf-Konsum liegt bei 91 Gramm Zucker am Tag. Umgerechnet würde das für die Stadt und Region Hannover einen gigantischen Berg von 13 Milliarden Stück Würfelzucker pro Jahr bedeuten. Das hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) vorgerechnet.

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Gleichzeitig zieht die NGG-Region Hannover aber auch die „Zucker-Bremse“: „Es kann in den kommenden Wochen ein gewisses ‚Zucker-Defizit‘ geben“, warnt NGG-Landesbezirksvorsitzender Finn Petersen. Grund dafür sei ein Tarifstreit mit der Zuckerindustrie. Dabei gehe es vor allem auch um die rund 20 Beschäftigten im Nordzucker-Werk Groß Munzel. Für sie fordert die NGG ein Lohn-Plus von 9,8 Prozent. Außerdem sollen Azubis 190 Euro mehr pro Monat fürs Portemonnaie bekommen.

Die Arbeitgeber hätten bislang „allerdings nur 4 Prozent mehr Lohn“ angeboten. Dazu eine Einmalzahlung von 1.000 Euro, so die Gewerkschaft. „Das reicht aber bei weitem nicht, um die Inflation auszugleichen. Die hat nämlich in den vergangenen beiden Jahren gewaltig auf den Lohn gedrückt: Die Kaufkraft ist seitdem regelrecht weggerutscht“, so Petersen. Dagegen habe die Zuckerindustrie „im Sog der Inflation kräftig die Preisspirale nach oben geschraubt“: „Sie hat ein enormes Umsatzplus gemacht und satte Gewinne eingefahren. Davon haben zwar auch die Zuckerrübenbauern der Region profitiert – vor allem aber die Nordzucker AG selbst“, sagt Finn Petersen.

„Sind die Arbeitgeber nicht bereit, deutlich mehr in die Lohntüten zu packen, dann wird das auch für den Nordzucker-Standort Groß Munzel in Barsinghausen Konsequenzen haben: Ab April drohen Warnstreiks in allen Zuckerwerken. Wenn es dazu kommt, dann werden weder Tüten- noch Würfelzucker verpackt. Und auch die Produktion von Zuckersticks für die Gastronomie steht dann vorübergehend still“, so Finn Petersen.

Vor allem aber müsse sich die Lebensmittelindustrie auf einen „Zucker-Engpass“ einstellen. „Das hätte dann Folgen für eine ganze Palette an Produkten, die ohne Zucker nicht funktionieren: von der Schokolade über die Marmelade bis zur Limonade“, so der Vorsitzende des NGG-Landesbezirks Nord. Finn Petersen sieht allerdings noch keinen Grund für „spontane Hamsterkäufe“ im Supermarkt: Ende März (Hinweis f.d. Red.: Mittwoch, 27. März) gebe es noch eine dritte Tarifrunde. „Dann entscheidet sich, ob die Zuckerindustrie bereit ist, beim Lohn nachzulegen“, so Petersen. Die Beschäftigten im Flüssigzuckerwerk Groß Munzel erwarteten jedenfalls, dass die Arbeitgeber bei der Bezahlung „noch kräftig nachsüßen“.

Bislang habe die NGG gute Erfahrungen mit der Nordzucker AG gemacht, wenn es beispielsweise in puncto faire Arbeitsbedingungen um die Kooperation mit der Unternehmensleitung gegangen sei. „Umso unverständlicher ist es, dass die Arbeitgeber jetzt – nach satten Gewinn-Jahren – beim Lohn-Plus so stark auf die Bremse treten. Das wollen und können sich die Beschäftigten nicht bieten lassen“, so Finn Petersen.

Insgesamt sei die Zuckerindustrie ein wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor für die Region – gerade auch die Landwirtschaft: „Sie ist ein wirtschaftlicher Garant für die Zuckerrübenbauern.“ Die heimische Zuckerindustrie biete damit gute soziale, ökologische und ökonomische Pluspunkte gegenüber importiertem Rohrzucker. „Der wird nämlich – vor allem was den Arbeitsschutz und die Bezahlung angeht – unter teilweise abenteuerlichen Bedingungen hergestellt“, sagt Finn Petersen.

Die Gewerkschaft macht klar: Wer wie viel und welchen Zucker konsumiere, sei ohnehin eine individuelle Entscheidung. „Es gibt neben den gesundheitlichen Aspekten aber eben auch noch einen sozialen Blickwinkel“, so der NGG-Landesbezirksvorsitzende.

 

 

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