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Sarah Kass, Lars Hesse und Thomas Auerswald präsentieren ihr einzigartiges Musikdrama mit europäischer Dimension

Den richtigen Ton getroffen: „Die Kinder der toten Stadt“ haben die Wewelsburg eingenommen

Von Ralph Lorenz aus Paderborn

Mittwoch 20. Juni 2018 - Wewelsburg / Paderborn (wbn). Der Ort der Präsentation für „Die Kinder der toten Stadt“ hätte besser nicht sein können: Die heimische Wewelsburg. Eine ehemalige Nazi-Kultstätte mit angegliedertem KZ. Verschwurbelter nordisch-germanischer Runen-Größenwahn und Grausamkeit als zwei Seiten der selben Medaille.

Und das wenige Tage vor dem Erscheinungsdatum des dazugehörigen Doppelalbums und Musikhörspieles. Denn das Datum 23. Juni 2018 ist ebenfalls ein Doppelschlag: Am 23. Juni 1944, in der apokalyptischen Endphase des Nazi-Regimes, geschah genau das, was das Musikdrama „Die Kinder der toten Stadt“ in unvergleichlicher Weise beschreibt und auf den Punkt bringt. Die makabre Inszenierung eines Täuschungsmanövers für eine Abordnung des Internationalen Roten Kreuzes, die sich von Kindern auf Geheiß der Nazi-Strippenzieher um Himmler die Oper „Brundibar“ als scheinbar heile Welt vorführen lässt, ohne den stets präsenten Hauch des Todes zu spüren, der dieses wortwörtliche „Theater“ durchweht.

(Zum Bild: Zur Veröffentlichung des Musikdramas „Die Kinder der toten Stadt“ fand in der NS-Gedenkstätte Wewelsburg eine Informationsveranstaltung mit den Mitwirkenden statt (v.l.): Domkapellmeister Thomas Berning, Nils Dahl, Professor Igor Epstein, Thomas Auerswald, Edith Erbrich, Lars Hesse, Lisa Kirchberg, Marlene Kirchberg, Maurice Stute, Dr. Sarah Kass, Willi Hagemeier. Foto: Lavastudios)

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Dieser Todestanz endet für die kleinen Schauspieler, die verzweifelt um ihr Leben spielen in der stillen Hoffnung, in letzter Minute von den ahnungslosen IRK-Delegierten doch noch befreit zu werden, mit dem unausweichlichen Tod in der Tötungsmaschinerie der Konzentrationslager. Die Abordnung des Internationalen Roten Kreuzes aber reist zutiefst ergriffen, zutiefst getäuscht und vom Nazi-Catering mit Leckerbissen leiblich gestärkt, zurück nach Dänemark und in die Schweiz. Die Nazi-Schergen reiben sich die Hände. Gelungene Fake News der Nazi-Zeit.

„Tränen wisch ich später weg“. Der Song aus „Die Kinder der toten Stadt“ holt in seiner puristischen Darbietung von Denise Socaciu und Maurice Stute (Akustik-Gitarre) die Besucher der Informationsveranstaltung in der Wewelsburg mit dem Zauber der Musik im Herzen ab und eröffnet ihnen sofort die tiefgründige Tonlage der Botschaft aus der braunen Vergangenheit. Dr. Sarah Kass vom Deutschen Institut für Erinnerungskultur begründet aus eigener Erfahrung im jahrelangen Umgang mit Schülergruppen, weshalb sie sich mit diesem Stück in der Sprache der Musik verständlich macht: „Jede Art der Vorbereitung war unterschiedlich und ich habe lange nach einer Form gesucht, die all die Grenzen, auf die ich stieß, überwinden könnte: Soziale, kulturelle, kognitive, intellektuelle – und das war die Musik“. Doch gerade das stieß zunächst auf Vorbehalte, wie sie in der Pressekonferenz in der Wewelsburg einräumen musste. Ob Musik das richtige Medium sei, wurde sie seinerzeit gefragt, wenn es um den Holocaust gehe. Aber ihre Gegenfrage traf den Kern: Darf man ein Medium von vorne herein ausschließen? Sie hat sich die Antwort selbst gegeben. Dem Stück sei dank.

Das durchkomponierte Werk umfasst neben Prolog und Epilog fünf Akte. Eingespielt und produziert wurde die Musik in den Paderborner LAVA Studios unter Mitwirkung des Streicher-Ensembles von Professor Igor Epstein, Leiter der Klezmer-Akademie Köln, den Kinderchören des Paderborner Domchors unter Leitung von Domkapellmeister Thomas Berning und Gabriele Sichler-Karle sowie den Studio-Musikern David Janus (Gitarre), Maurice Stute (Gitarre), Ulrich Bannenberg (Schlagzeug,Gitarre), Simon Horn (Bass) und Lars Hesse (Piano,Keyboards). Insgesamt waren an der Produktion mehr als 100 Mitwirkende beteiligt. Zu den Interpreten gehören die junge Sängerin Jade Schultz, deren großes Talent die Gefühlsschwankungen der jungen Hannah nuanciert ausdrückt, sowie ESC-Teilnehmer Michael Schulte als Albert. Die dritte große Partie hat der Chor der Kinder inne, hier durch die beiden Paderborner Kinder-Domchöre mit viel Leidenschaft in Szene gesetzt. Weitere Rolle werden von Nils Dahl, Nicole Frolov („The Voice Kids“), Hendrik Weßler, Lisa Kirchberg und Marlene Kirchberg gesungen.

Dann gibt es noch die Erwachsenen, die im Unterschied zu den Kindern nicht mehr singen, sondern nur noch sprechen: Iris Berben spricht die Rolle der Frau des Komponisten kraftvoll und pointiert. Sie ist im übrigen gleichzeitig Schirmherrin des Theaterprojekts und unterstützte die Produktion von Anfang an. An ihrer Seite Echo-Preisträger Peter Heppner („Kein Zurück“, „Die Flut“) als Komponist – der Sänger hier ungewohnterweise ebenfalls in einer Sprechrolle. Ebenfalls einen wichtigen Part nimmt Cornelia Schönwald als Lehrerin und Willi Hagemeier (Westfälische Kammerspiele) als Erzähler wahr, der, wie es sich im Verlauf des Stücks herausstellen wird, viel mehr als nur ein Erzähler ist…

Und dann ist da noch Esther Bejarano in der Rolle der Pianistin, die ihre Figur stark angelehnt an ihre eigene Vita mit authentischer Sprache darstellt. „Sie ist eine der wenigen noch überlebenden Zeitzeugen der NS-Vernichtungslager, und ihre Teilnahme ist eine besondere Ehre für dieses Projekt“, so Sarah Kass.

Bei der Präsentation in der Wewelsburg fanden sich zahlreiche Lehrer im Publikum. Ein Volltreffer. Genau dies ist die Zielgruppe, die das Autorenteam Sarah Kass, Komponist Lars Hesse, Autor Thomas Auerswald ansprechen will. Das Stück, über Kinder für Kinder, zielt auf den Schulunterricht ab und entfaltet so seine Nachhaltigkeit. Es ist ein Projekt, das in dieser Ausarbeitung und Konzeption in der Schullandschaft einmalig dasteht. Gefördert vom Bundesfamilienministerium. Und es kommt just on time: Eine nicht verblassende Erinnerungskultur mit dieser Strahlkraft könnte den nationalistischen Populismus in die Schranken weisen. Autor Thomas Auerswald zeigte sich erleichtert Professor Dr. Doron Kiesel als Vertreter des Zentralrates der Juden, den Historiker Dr. Gideon Greif und Edith Ebrich, die als Kind selbst in Theresienstadt inhaftiert war, von Beginn an an seiner Seite zu haben. Bemerkenswert: In seinem Erzählungsstrang wird nicht das Internationale Rote Kreuz benannt. Auch der Name Theresienstadt fällt in dem Stück kein einziges Mal, wie er selbst betont. Aber das Ereignis ist schaurig mit Händen zu greifen. Auerswald: „Wir erzählen die Geschichte stellvertretend vor dem historischen Hintergrund. Und dies als klassisches Theaterstück in fünf Akten mit Prolog und Epilog. Und einer Länge von knapp zwei Stunden.“ Da es sich um eine reine Tonstudioproduktion handelt, gibt es neben dem Doppel-Album, auf dem alle 36 Lieder zu hören sind, auch ein Musik-Hörspiel, in dem mit Geräuschen, Erzähler und Dialogen die Handlung im Vordergrund steht.

Der Komponist Lars Hesse bedient sich mit unglaublicher Stilsicherheit und musikalischer Chuzpe des Genremix aus Pop, Rockmusik, Klassik bis Klezmer. Und persönlich bekennt er sichtlich bewegt: „Für mich als Komponist und Musikproduzent war die Zusammenarbeit mit den mehr als 100 tollen Mitwirkenden ein absolutes Highlight.“ Und darin verpackt ist die Erfahrung mit Mitwirkenden, deren Namen dem Stück einen ganz besonderen Glanz verleihen: Iris Berben, ESC-Star Michael Schulte, Echo-Preisträger Peter Heppner, aber auch der Schauspieler Willi Hagemeier, Violinist Professor Igor Epstein und Domkapellmeister Thomas Berning als Leiter des Paderborner Domchor. Die Theresienstadt-Überlebende Edith Erbrich hingegen ist vom Schicksal auserwählt von dem zu künden, was der heutigen Jugend mit schieren Worten nicht zu vermitteln ist. Deshalb ist die CD, an der sie mitgewirkt hat, für sie wie ein Schatz, eine Botschaft mit den Chiffren für eine Welt des Unbeschreiblichen, allein von Musik getragen. Wie das Lied „Israels Tränen“, das Star-Violinist Igor Epstein mit atonalen tiefen Tönen anstimmte und zu einem fordernden Crescendo steigerte – in den Räumen der Wewelsburg, in denen einst ein ganz anderer Ton vorherrschte. Eine bessere Reprise auf die Tatsachen-Berichte von Edith Erbrich wäre musikalisch nicht möglich gewesen.

„Die Kinder der Toten Stadt“ werden als Lernmaterial nach den Sommerferien mehr als 15.000 Schulen in Deutschland erreichen. Und das ist erst der Anfang. Das Projekt entfaltet seine eigentliche Wirkung erst in der europäischen Dimension. Unterstützt von dem dienstältesten Europaparlamentarier Elmar Brok, der besser als jeder andere weiß, dass die Erinnerungskultur ein europäisches Anliegen ist. Und er ist bekannt dafür den richtigen Ton zu treffen, wenn ihm ein Anliegen am Herzen liegt.

 

 

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