Die Neujahrsansprache des Ministerpräsidenten
Stephan Weil: Niedersachsen geht an die Grenzen seiner Möglichkeiten
Freitag 1. Januar 2021 - Hannover (wbn). „Wir haben in Niedersachsen Hilfsprogramme aufgelegt, wie es sie so noch nicht gegeben hat“ – Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil lässt in seiner Neujahrsansprache keine Zweifel daran, dass Corona die größte Herausforderung seit Jahrzehnten für dieses Bundesland ist.
Niedersachsen gehe dabei an die Grenzen seiner Möglichkeiten. Aber er macht auch Mut: „In Niedersachsen sind wir deutlich weniger von den Infektionen betroffen als in den meisten anderen Ländern in Deutschland und darüber hinaus. Das liegt vor allem an der überragenden Mehrheit unserer Bevölkerung, die sich sehr verantwortungsbewusst verhält und selbst Infektionsschutz betreibt.“ Dies war auch in der Neujahrsnacht im Weserbergland festzustellen. Die Bevölkerung hielt sich in der Regel an das Böllerverbot. Nachfolgend die Neujahrsansprache des Ministerpräsidenten im Wortlaut:
(Zum Bild: Ministerpräsident Stephan Weil sieht mit Optimismus ins neue Jahr 2021. Foto: Staatskanzlei)
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„Liebe Niedersächsinnen und liebe Niedersachsen,
ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gutes neues Jahr 2021. Ich wünsche Ihnen ein gesundes neues Jahr. Und ich wünsche uns allen ein Jahr, das besser werden möge als sein Vorgänger.
Das Jahr 2020 werden wir nicht vergessen. Corona ist auch bei uns seit Ende Februar das dominierende Thema. Am Ende des Jahres mussten wir über 100 000 Infektionen verzeichnen, viele Menschen sind dem Virus zum Opfer gefallen, viele andere leiden bis heute unter schweren Nachwirkungen der Infektion.
Und auch das gehört zur Bilanz des Jahres 2020: Wir befinden uns jetzt in einer schweren Wirtschaftskrise. Viele von uns konnten die Festtage nicht entspannt begehen. Sie machen sich große Sorgen um ihren Betrieb, um ihren Arbeitsplatz und wissen noch nicht, wie es im Neuen Jahr weiter gehen wird.
Wir haben aber auch Erfahrungen gemacht, für die wir dankbar sein können:
In Niedersachsen sind wir deutlich weniger von den Infektionen betroffen als in den meisten anderen Ländern in Deutschland und darüber hinaus. Das liegt vor allem an der überragenden Mehrheit unserer Bevölkerung, die sich sehr verantwortungsbewusst verhält und selbst Infektionsschutz betreibt. Herzlichen Dank dafür!
Wir haben die Erfahrung gemacht eines Gemeinwesens, das sich enorm anstrengt, um anderen zu helfen. Das liegt vor allem an den Menschen, die sich Tag für Tag engagieren zum Beispiel in den Gesundheitsämtern, in den Krankenhäusern, in den Pflegeheimen. Viele Menschen fühlen sich für andere verantwortlich und handeln auch so, in den Schulen und Kindertagesstätten beispielsweise, in den Bussen und Bahnen, in den Supermärkten oder wo auch immer. Danke dafür!
Und wir erleben einen Staat, der entschieden handelt. Ich weiß, viele hadern auch mit den Einschränkungen, die gerade zum Jahreswechsel wieder besonders spürbar gewesen sind. Wir handeln so, um Menschenleben zu retten und um die Gesundheit von unzähligen Menschen zu schützen. Das ist unsere Pflicht!
Wir engagieren uns aber genauso bei der Hilfe für die Betroffenen. Wir haben in Niedersachsen Hilfsprogramme aufgelegt, wie es sie so noch nicht gegeben hat. Wir gehen dabei an die Grenzen unserer Möglichkeiten, wir sind uns unserer Verantwortung bewusst.
Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,
jetzt beginnt ein neues Jahr und mit dem neuen Jahr haben wir auch neue Perspektiven.
Auch in Niedersachsen haben die großen Impfungen begonnen, die das ganze Jahr hindurch Millionen von Menschen gegen das Virus schützen sollen.
Damit gewinnen wir nicht nur die Kontrolle über das Virus zurück, sondern wir schaffen die Grundlage für eine Rückkehr zu unserem normalen Leben, zu neuen Aktivitäten in der Wirtschaft, in der Kultur, im Sport und wo auch immer, vor allem aber auch zu unbefangenen sozialen Kontakten von Mensch zu Mensch.
Ich hoffe, dass wir auch die Zeit und die Kraft zurückgewinnen, uns wieder stärker auf Probleme konzentrieren zu können, die noch da sein werden, wenn Corona wieder weg ist. Beim Klimaschutz haben wir uns in Niedersachsen enorm viel vorgenommen, vor allem in den großen Bereichen unseres Landes, die ganz besonders vom Umbruch betroffen sind, wie beispielsweise in der Automobilindustrie und in der Landwirtschaft.
Corona hat uns gelehrt, wo wir besser werden müssen, zum Beispiel in unserem Pflegewesen aber auch bei der Digitalisierung.
Und Corona hat uns gelehrt, was wir an einer starken Demokratie haben - mit kritischen Medien, mit unabhängigen Gerichten, mit verantwortungsvoller Politik in den Parlamenten und in den Regierungen, vor allem aber auch mit Bürgerinnen dun Bürgern, die selbst auch mit Verantwortung übernehmen.
Liebe Niedersächsinnen, liebe Niedersachsen,
im Herbst wird unser Land 75 Jahre alt. Jetzt befinden wir uns in der größten Herausforderung, die unser Land seit vielen Jahrzehnten erlebt hat. Arbeiten wir daran, dass wir zu unserem Landesgeburtstag feststellen können: Wir haben gemeinsam diese Bewährungsprobe bestanden. Dazu können und dazu müssen wir alle unsere Beiträge leisten, jede und jeder Einzelne von uns.
In diesem Sinne: Lassen Sie es uns gemeinsam angehen,
lassen Sie uns das Jahr 2021 anpacken mit Schwung, mit Tatkraft und mit Zuversicht! Machen Sie‘s gut! Ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr!
Tschüss!“