Aus der Wirtschaft im Weserbergland
63 Lebensjahre sind kein Hinderungsgrund: Als Koch beworben – als Betriebsleiter eingestellt
Salzhemmendorf/Hameln (wbn). Der Mann hatte unverschämtes Glück. In einem Alter, in dem sich andere schon einmal eine Parkbank aussuchen, hat sich Dietmar Laulamert im Weserbergland unverzagt als Koch beworben. Mit einem Erfolg, der so gar nicht gedacht war: Laulamert bekam eine Absage als Koch - weil man ihn als Betriebsleiter brauchte.
Der Jugendwahn bei den Einstellungskriterien der Personalleiter hat sich verflüchtigt. Die Wirtschaft entdeckt aufs Neue die Leistungsfähigkeit und den Erfahrungsschatz der älteren Generationen - schließlich hatten die das deutsche Wirtschaftswunder mitbegründet. Das Arbeitsamt Hameln hat der Redaktion der Weserbergland-Nachrichten.de heute einen beispielhaften Fall zugemailt, der nachfolgend geschildert wird: "Bei der Vermittlung von Arbeitskräften durch den Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter spielt das Alter kaum noch eine Rolle. Gerade Ältere sind für bestimmte Positionen besonders gefragt. Dietmar Laulamert (63 Jahre) kann auf ein bewegtes Berufsleben zurück blicken.
(Zum Bild: Sein Wissen ist gefragt: Betriebsleiter Dietmar Laulamert. Foto: Arbeitsamt)Fortsetzung von Seite 1
Der gelernte Restaurantfachmann und Koch lebt schon lange in Hameln, beruflich tätig war er jedoch nicht nur im Landkreis Hameln-Pyrmont, sondern auch im westfälischen Lügde, in Bodenwerder, im Landkreis Holzminden, in Salzhemmendorf und der Region Hannover. In seinen beruflichen Tätigkeiten zeigte er sich immer sehr flexibel und Neuerungen gegenüber aufgeschlossen, so dass er als Koch, Küchenchef oder Restaurantleiter eingesetzt werden konnte. Bedauerlicherweise war es Laulamert auch gewohnt, zwischendurch immer mal wieder auf Arbeitsuche zu sein. Mit zunehmendem Alter wurde es nicht einfacher.
Trotzdem ließ Laulamert sich nicht entmutigen und versichert: „Es liegt auch an Jedem, selbst nie aufzugeben. Ich habe in die Stellenteile aller Zeitungen bis Hannover geschaut und auch selber Anzeigen geschaltet.“ Auf ein Stellenangebot wurde er im September 2010 gleich doppelt aufmerksam - durch eine Anzeige in der Dewezet und einen Vermittlungsvorschlag der Arbeitsagentur Hameln: das Waldhotel Humboldt, ein Ausflugs- und Familienlokal im Duinger Wald- und Seengebiet bei Salzhemmendorf suchte einen Küchenchef. Hauptsitz des Unternehmens ist die Kreisstadt Halberstadt im Harz, wo neben der Halberstädter Würstchen- und Konservenfabrik das Hotel´Villa Heine, ein Wellness-Hotel auf 4-Sterne-Niveau betrieben wird. Laulamert bewarb sich und bekam eine Absage. Umso erstaunter war er, als er Wochen später vom Inhaber Nitsch angerufen wurde, der ihn nun doch einstellen wollte - allerdings nicht als Koch, sondern als Betriebsleiter. Dafür gab es gute Gründe, wie Nitsch erklärt: „Das Hotel besteht seit vier Jahren und befindet sich noch im Aufbau. Im Waldhotel sind 12 Mitarbeiter jüngeren Alters zwischen 18 und 35 Jahren beschäftigt. Aus diesem Grunde bin ich der Überzeugung, mit einem älteren Betriebsleiter die richtige Entscheidung getroffen zu haben.“ Entgegen vieler Vorurteile sind Ältere belastbar – man muss als Unternehmer nur ihre spezifischen Stärken nutzen.
Souverän und ausgleichend durch langjährige Berufspraxis
Durch seine langjährige Berufspraxis in verschiedenen Funktionen ist Dietmar Laulamert souverän und wirkt im oft hektischen Hotelbetrieb ausgleichend. Das empfinden auch die sechs Auszubildenden in Küche und Service als wohltuend. Die Bevölkerung wird älter und es wachsen weniger junge Fachkräfte nach. Diese Tatsache wird es für die Unternehmen notwendig machen, vermehrt reifere Bewerber einzustellen. Dabei geht es nicht nur darum, sich den Zwängen des Fachkräftemangels zu beugen, sondern es hat auch praktische Vorteile: Die Erfahrung Älterer, ergänzt durch die Ideen Jüngerer bringt jedes Unternehmen voran. Um seine Kenntnisse aufzufrischen und der Verantwortung für jede einzelne Abteilung auch gerecht zu werden, musste sich Dietmar Laulamert reinknien. Um dies zu unterstützen, wurde die Einarbeitung von Herrn Laulamert mit einem speziellen Eingliederungszuschuss durch die Arbeitsagentur Hameln gefördert. Arbeitsagentur und Jobcenter haben eine Reihe von Förderinstrumenten, welche die Einstellung von Älteren unterstützen.
Neben Zuschüssen zur Einarbeitung gibt es die Entgeltsicherung, mit denen ältere Arbeitnehmer ab 50 Jahren Lohneinbußen ausgleichen können, falls der Verdienst geringer ist als beim letzten Beschäftigungsverhältnis. Interessierte Arbeitgeber wenden sich an den Arbeitgeber-Service Hameln: Dort können sie sich persönlich durch Fachleute im Außendienst zum Thema Einstellung und Beschäftigung Älterer beraten und individuell über Förderungen durch Arbeitsagentur und Bundesprogramme informieren lassen. Kontaktaufnahme direkt per Mail unter hameln.arbeitgeber@arbeitsagentur."