Gaga-Aktion gegen Hähnchenmast
Da lachen ja die Hühner: Militante Tierschützer betonieren sich auf Acker ein. Zu dumm nur, dass es die falsche Adresse war!
Barsinghausen/Hannover (wbn). Militante Tierschützer haben heute so richtig die Sau rausgelassen. Oder besser, das Hähnchen in der Bratröhre verrückt werden lassen. Es ging um eine zu verhindernde Hähnchenmastanlage – und da laufen die Anwälte der geknechteten Kreatur schon mal zur Hochform auf. Erste Maßnahme: Auf dem mutmaßlichen Acker, der das Grundstück für die Hähnchenmastanlage hergeben sollte, wurde ein Zeltlager aufgeschlagen. Hernach hat sich ein entfesselter Tierschützer in acht Metern Höhe beinhart angekettet.
Dazu wurden extra – natürlich ohne zu fragen - Bäume geschlagen und zu einem dreibeinigen Gerüst geformt. Die alles überragende Performance in acht Metern Höhe macht sich immer gut. Die Presse liebt so etwas, Fernseh-Kameramänner fahren darauf ab. Schlagzeilen sind garantiert. Gern betoniert man sich auch ein. Auch das wird liebend gern für die Nachwelt im Bild festgehalten. Es handelte sich also um megaprofessionelle Aktivisten mit der Lizenz zum Schlagzeilenmachen, wenn die Sache nicht einen Haken gehabt hätte. Der Ketten-Typ auf dem Acht-Meter-Gerüst und die beiden betonharten Typen, die ihre Gliedmaßen eingemauert hatten, waren an der falschen Adresse gelandet. Da in Niedersachsen ein Acker wie der andere Acker aussieht, hatten sie sich im Grundstück geirrt und waren auf der falschen Krume gelandet. Verkrümeln ging aber nicht so einfach. Nicht, wenn man angekettet aus acht Metern Höhe auf die Widrigkeiten des Lebens guckt und – was ja schon mal vorkommen kann – die Arme in Beton stecken hat.
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Da fügte es sich gut, dass nicht ganz rein zufällig die Polizei des Weges herbeischlenderte und die elf deplatzierten Widerständler darüber aufklärte, dass der 58 Jahre alte Besitzer des Grundstückes nie und nimmer vorhat, Hühner zu züchten und sie sich somit einfach in der Adresse geirrt hatten. Ein solcher Navigationsfehler auf der Landkarte der Tierschutzverstöße ist auch für militante Tierschützer ein Supergau. Die Aufforderung der Polizei an die Demonstranten, das Feld „zügig“ zu verlassen, hätte sich die Ordnungsmacht angesichts der einbetonierten Tatsachen allerdings schenken können.
Der Überflieger in acht Metern Höhe war ohnehin über allen Dingen erhaben und schwebte in anderen Regionen und die beiden mit den Muckis im Beton konnten nicht mal zum Handy greifen und ein behindertentaugliches Taxi rufen. Dass die Hühner-Aktivisten nicht so einfach Flügel bekamen und der Aufforderung der Polizei, sich vom Acker zu machen, aus erkennbaren Gründen nicht nachkamen, führte sodann zu einer Räumungsaktion der Polizei.
Diese ist bei Alltagsaufgaben solcher Art bekanntlich nicht zu übertreffen. Ein „Spezialeinsatzkommando“ hat den 8-Meter-Luftikus abgeseilt und die Schwerenöter im Beton wurden durch den Einsatz von „schwerem Gerät“ erleichtert. Ob bei der mißratenen Aktion gegen die Hühnchenmast im Hintergrund die Hühner gelacht haben, ist dem Polizeibericht aus Barsinghausen nicht zu entnehmen. Und weil sich diese unglaubliche Geschichte wirklich so abgespielt hat, sei nachfolgend wie immer der Polizeibericht im Original veröffentlicht, denn das glaubt sonst ohnehin keiner: “Beamte der Polizeidirektion Hannover haben heute Nachtmittag in der Feldmark der Gemarkung Groß Munzel (Barsinghausen) einen von elf militanten Tierschützern besetzten Acker geräumt. Gegen die Personen im Alter von 17 bis 26 Jahren sind Strafanzeigen wegen Land- und Hausfriedensbruch eingeleitet worden. Die Polizei Barsinghausen hatte heute Morgen gegen 07:30 Uhr von einem Großgrundbesitzer aus der Region einen Hinweis auf die Besetzung eines abgeernteten Feldes in der Verlängerung der Deponiestraße bei der Ortschaft Groß Munzel bekommen. Nach dem Eintreffen der ersten Polizeikräfte stellte sich heraus, dass elf Personen - offensichtlich bereits in der Nacht - ein Zeltlager auf dem Acker aufgeschlagen hatten.
Das falsche Feld beackert
Neben mehreren mitgebrachten Zelten, hatten sie auch drei Bäume aus einem angrenzenden Waldstück gefällt und zu einem dreibeinigen Gerüst aufgestellt, an das sich in etwa acht Metern Höhe ein 20-jähriger Tierschützer fest kettete. Hintergrund der gesamten Aktion war der Protest gegen den geplanten Bau einer Hähnchenmastanlage in der Feldmark. Wie sich für die elf Personen später herausstellte, hatten sie mit ihrer Aktion jedoch das "falsche Feld beackert". Der abgeerntete Acker - hier ist kein Bau einer Mastanlage geplant - befindet sich im Privatbesitz eines 58-jährigen Landwirtes. Dieser erstattete Anzeige wegen Hausfriedensbruches gegen die Mitglieder der Gruppe. Die Polizei forderte gegen 13:25 Uhr die Gruppe auf, das Feld samt Materialien zügig zu verlassen, andernfalls werde der Platz geräumt.
Der Großteil der militanten Tierschützer kam dieser Aufforderung nicht nach, so dass Polizeikräfte die Protestler vom Feld führen mussten. Der in luftiger Höhe angekettete 20-Jährige wurde von einem Spezialeinsatzkommando widerstandslos abgeseilt und verließ dann ebenfalls das Lager. Eine weiteres Hindernis bei der Räumung stellten eine 22-Jährige und ein 26-Jähriger dar: Sie hatten sich, am Boden liegend, mit ihren Armen in ein Plastikfass einbetoniert. Nach dem Einsatz von schwerem Gerät waren auch diese beiden Personen gegen 18:10 Uhr unverletzt befreit und der Einsatz für die Polizei beendet. Die Gruppe entfernte sich nach einem Platzverweis des Einsatzleiters aus der Feldmark. Eine 17-Jährige nahmen die Beamten mit in das Polizeikommissariat Barsinghausen, wo sie in die Obhut ihrer Eltern übergeben wurde.
Gegen die elf Demonstranten leiteten die Beamten Strafverfahren wegen Land- und Hausfriedensbruch ein.“