Der Tatverdächtige galt "als sehr einfühlsam"

Sexueller Missbrauch seit Jahrzehnten: Schwere Vorwürfe gegen Erzieher in Kinderdorf bei Lüneburg

Montag 5. Juni 2023 - Hannover / Lüneburg (wbn). In einem Kinderdorf im Landkreis Lüneburg soll ein Erzieher Jungen über Jahrzehnte teils schwer sexuell missbraucht haben.

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Recherchen des NDR Investigativteams Niedersachsen zeigen nun: Schon 2001 wurde gegen den Erzieher ermittelt. Auch damals der Vorwurf: Sexueller Missbrauch eines Kindes in derselben Einrichtung.

Teile aus der damaligen Strafanzeige liegen dem NDR exklusiv vor. Die Ermittlungen seien damals aber eingestellt worden, so schildern es die Stiefmutter des Jungen und die Geschäftsführung des Kinderdorfs gegenüber dem NDR. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg schweigt zu dem Ermittlungsverfahren und verweist auf Opfer- und Persönlichkeitsschutz. Der Erzieher konnte weiterarbeiten, man habe ihn aufgrund der Rechtslage weiterbeschäftigt und ihm „erneut das Vertrauen ausgesprochen", sagt Geschäftsführer Andreas Olszewski.

Der Mann arbeitete weitere 20 Jahre im Kinderdorf. Der NDR hat mit mehreren aktuellen und ehemaligen Mitarbeitenden der Einrichtung gesprochen. Lange galt der Erzieher als besonders einfühlsam, von ihm habe man etwas lernen können im Umgang mit Kindern, heißt es in einem der NDR Interviews. Im vergangenen Jahr soll sich dann ein Junge einer Mitarbeiterin im Kinderdorf offenbart haben. Daraufhin sei der beschuldigte Erzieher von der Heimleitung zur Rede gestellt worden, so schildert es der Geschäftsführer des Kinderdorfes. Der Mitarbeiter habe sich im Anschluss selbst angezeigt. Die Selbstanzeige bestätigt das Landgericht Lüneburg. Der Beschuldigte lässt die Fragen des NDR zu den Vorwürfen unbeantwortet, sein Verteidiger ebenso, verweist auf das laufende Verfahren.