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Atomunfall eine Nummer zu groß für eine Landkreis-Verwaltung!

Butte schreibt an Schünemann – sind die Katastrophenschutz-Pläne für Grohnde allesamt überholt?

Von Ralph Lorenz

Hessisch Oldendorf (wbn). Die Botschaft ist hochbrisant. Landrat Rüdiger Butte hat heute Abend die Verbandsversammlung der Kreisfeuerwehr Hameln-Pyrmont für die alarmierende Einschätzung genutzt, dass im Falle einer „atomaren Lage“ im Zusammenhang mit dem Kernkraftwerk Grohnde die bisherigen Katastrophenschutzpläne in der Führungsfrage völlig überholt sind und die Zuständigkeit neu zu überdenken ist.

Im Klartext: Kann es bei einem so weiträumigen Ereignis denn richtig sein eine Jahrzehnte alte Katastrophenschutzplanung zu betreiben, die einen irgendwie gearteten Störfall in dem Weserbergland-Atomkraftwerk wie ein regional beschränktes Ereignis mit einem 25-Kilometer-Radius versteht? „Die AKW-Lage ist nicht mehr richtig aufgestellt“, postulierte der Landrat mal eben in die Stille des Raumes mit Hunderten Feuerwehrleuten aus dem Landkreis. Niemand widersprach. Das Gespenstische: Ein nach ihm sprechender Vertreter des niedersächsischen Innenministeriums hat den Ball nicht aufgenommen, so als hätten die Ereignisse in Japan mit einer weiträumigen Verstrahlung ganzer Regionen und Meerwasserkontaminierung nicht die Horror-Szenarien von Atomkraftwerk-Unfällen mit aktuellen Daten und Erkenntnissen angereichert. Mit anderen Worten: Wenn es nach deutschem Katastrophenschutz-Verständnis geht, soll zunächst einmal ein Landrat in den ersten entscheidenden Phasen auf unterster Ebene als einsamer Solist das Krisenmanagement betreiben. So als müsste der atomare Ernstfall erst einmal die Karriereleiter des Schreckens von unten nach oben erklimmen. Landrat Rüdiger Butte, der ehemalige LKA-Chef, ist bislang nicht unbedingt durch Entscheidungsschwäche aufgefallen wenn es darum ging eine „Lage“ zu beurteilen und die ersten Maßnahmen zu ergreifen. Doch im Gespräch mit den Weserbergland-Nachrichten.de machte Butte am Rande der Feuerwehrverbandstagung deutlich, dass ein atomares Geschehen in Grohnde nicht mit dem lokalen, eingefahrenen Krisenmanagement eines Sturmtiefes oder einer Überschwemmung von bisher gekanntem Ausmaß zu beantworten ist. Hier greife die Landes- oder Bundesebene.

(Zum Bild: Gastredner bei den Feuerwehren des Landkreises: Rüdiger Butte sprach in aller Deutlichkeit die Überprüfung der Pläne für den Katastrophenschutz an. Foto: Lorenz)

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Der frei sprechende Landrat Butte hat damit zweifellos ein großes Fass aufgemacht, doch der Mann aus dem Innenministerium, der nach ihm ans Rednerpult trat, spulte seine vorgefertigte Rede herunter. Hameln-Pyrmonts Landrat Rüdiger Butte wird jetzt am Montag einen Brief an Innenminister Uwe Schünemann absenden, in dem genau diese Problematik zur Sprache kommt.

Butte: „Wenn in Grohnde etwas passiert, müssen wir weit über den Landkreis Hameln-Pyrmont hinaus aktiv werden.“ Landrat Butte markiert hiermit auch eine Zeitenwende. Er fordert massiv auf das Undenkbare zu denken.  Und er weiß auch, dass Dinge passieren können, auf die niemand im Landkreis Hameln-Pyrmont und in den benachbarten Kreisen wirklich vorbereitet ist – und dennoch müssen Notfallpläne erstellt und eingeübt werden. Das Nachrichtenmagazin der „Spiegel“ hat übrigens dem Kernkraftwerk Grohnde in einer vergleichenden Gefahreneinschätzung kein gutes Zeugnis ausgestellt und auf veraltete Technik hingewiesen. Außerdem weise das Kraftwerk bei Bedrohungen „vom Boden aus“ offene Flanken auf. In der Selbsteinschätzung des Kraftwerkbetreibers E.on klingt das freilich alles ganz anders.

 

 

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