Fünfter Platz im A-Finale für Nora Wessel - Eine Analyse von Bootstrainer Jan Jedamski
Von Seitenwind, Schiebewind und aufkommenden Wellen...
Amsterdam (wbn). Der Frauen-Doppelzweier mit dem Hamelner Ausnahme-Rudertalent Nora Wessel (RV Weser) musste in Amsterdam gegen hohe Erwartungen und hohe Wellen kämpfen. Erfolge werden strahlend sofort vermeldet, kleine Enttäuschungen müssen erst verarbeitet werden und brauchen etwas länger. Doch sie können auch die lehrreiche Vorstufe zum nächsten Sieg werden.
Hier eine Analyse des A-Finale der U-23 Weltmeisterschaften der Ruderer von Bootstrainer Jan Jedamski aus Hameln. Er erklärt, weshalb sich die heimische Topfavoritin Nora Wessel mit einem 5. Platz begnügen musste, was in diesem überaus starken Feld schon wieder eine Leistung für sich gewesen ist. Der Bericht von Jan Jedamski nach seiner Rückkehr aus Amsterdam: „In der letzten Woche fanden die U-23 Weltmeisterschaften in Amsterdam statt. Bei ihrer insgesamt zweiten U-23 WM-Teilnahme ruderte Nora zusammen mit Wiebke Hein (Rostock) in der einzigen olympischen Leichtgewichtsbootsklasse, dem leichten Frauen-Doppelzweier.
(Zum Bild: Nora Wessel (links) und Wiebke Hein in Amsterdam. Foto: RV Weser)
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Dass die Trauben in dieser Bootsklasse sehr hoch hängen zeigen die WM-Platzierungen der amtierenden Doppelweltmeisterin Marie-Luise Dräger (Rostock). Sie wurde in dieser Bootsklasse mehrfach Vierte und einmal sogar „nur“ Zehnte. Nach mehr als drei Wochen Trainingslager verlief der Start in die Weltmeisterschaft perfekt. Durch den Vorlaufsieg gegen die Mitfavoritinnen aus Österreich und Kanada wurde der direkte Einzug in das Halbfinale perfekt gemacht.
Mit dem 3. Platz im Halbfinale konnten sich Nora und Wiebke das Ticket für das A-Finale souverän hinter Neuseeland und den USA sichern. Einziger Wermutstropfen in diesem hochklassigen Halbfinale war die Tatsache, dass der sicher geglaubte 2. Platz durch den starken Endspurt der US-Girls noch verloren wurde. Aufgrund des starken Seiten-/Schiebewinds setzte die Fairness-Komission der FISA für die Finalrennen die Halbfinalsieger auf die Außenbahnen 5 und 6 mit dem höchsten Seiten-/Schiebewindanteil.
Demzufolge erhielt der Leichtgewichts-Doppelzweier des Deutschen Ruderverbandes mit dem 3. Platz im Halbfinale die Bahn mit dem geringsten Seiten-/Schiebewind, nämlich Bahn 1. Trotz des Bahnnachteils setzte das DRV-Duo auf den ersten 1000m des A-Finals ein sehr beachtliches Ausrufezeichen. Nach 1000m lagen die Mädchen hinter dem Griechenland-Duo, das als amtierender Weltmeister der absolute Top-Favorit war, und den stark rudernden Spanierinnen immerhin noch auf dem Bronze-Rang. Durch die aufkommenden Wellen, mit denen beide schon im Trainingslager große Schwierigkeiten hatten und der ungünstigen Außenbahn verlor das DRV-Duo ab der 1250m Marke den Schlagrhythmus und den Anschluss um den Kampf und die Bronzemedaille. Erst zog Neuseeland, später dann noch die Niederlande an dem tapfer kämpfenden DRV-Duo vorbei. Somit reichte es im Ziel zu einem wirklich beachtlichen 5. Platz hinter Griechenland, Spanien, Neuseeland und Niederlande. Die alten und neuen Weltmeisterinnen aus Griechenland nutzten den Bahnvorteil als Halbfinalsieger konsequent aus und schraubten auf Bahn 6 den Weltrekord sogar um ganze vier Sekunden auf nun 6:59,31 Minuten herunter.
Bootstrainer Jan Jedamski über das Rennen: „Um in diesem Feld eine Medaille zu holen, hätte wirklich alles stimmen müssen. Dies war heute leider nicht der Fall. Die Enttäuschung sitzt bei beiden Mädchen natürlich noch tief. Dennoch bin ich sehr stolz auf die Mädchen, denn alleine der Einzug in das A-Finale in der einzigen olympischen Bootsklasse bei den Leichtgewichten ist ein riesigen Erfolg.“