Sie hätte sich sonst schon mal "den Sarg bestellen" können
Tatort Hildesheim: 39-Jährige musste sich in der Fußgängerzone von dem "Fluch" einer mysteriösen Alten freikaufen...
Hildesheim (wbn). Finst’res Mittelalter in einer Stadt mit einem idyllischen Kern mittelalterlicher Gebäude: Es geht um „Zauberei“ und Aberglauben. Und es geht tatsächlich einiges nicht mit rechten Dingen zu.
Eine Georgierin (39) begegnet in Hildesheim einer betagten Frau – ebenfalls russisch sprechend. Das soll zuweilen vorkommen. Was nicht alltäglich ist: Die jüngere Frau wird zum Opfer der mysteriösen alten Dame, die einen "Bannfluch" über die Georgierin verhängt und letztlich dazu zwingt sich mit 60 Euro „frei zu kaufen“. Ein Bindfaden, mehrere Knoten und dreimaliges heftiges Pusten spielen dabei eine Rolle – der Wahnsinn hat zumindest Methode. Hätte die Hildesheimer Polizei das Geschehen nicht wie folgt zu Protokoll genommen – die Episode wäre ins Reich der Märchen verwiesen worden. Hier der Polizeibericht, der gut in die Saison der dunklen Mysterien, der Zeichen und Wunder zur baldigen Jahreswende passt:
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„Wie erst gestern durch die 39-Jährige Geschädigte angezeigt wurde, ist sie am Montag, 10.12.2012, gegen 14:40 Uhr auf der Fußgängerzone in Hildesheim Opfer einer Betrugshandlung geworden. Um andere Frauen vor den Machenschaften einer angeblichen Zauberin zu schützen, hat sich die in Georgien geborene Frau, jetzt Hildesheimerin, die zwischenzeitlich weiß, nie in Gefahr gewesen zu sein, an die Polizei gewandt. Sie sei auch auf den Betrug reingefallen, weil sie aus einer Gegend stamme, in der Aberglaube und Zauberei eine große Rolle spiele. Nach Schilderungen der Geschädigten ist sie in Höhe Hoher Weg / Markstraße von einer älteren Frau in russischer Sprache angesprochen und nach der Uhrzeit gefragt worden. Als die Geschädigte der älteren Dame dann auf russisch antwortete, hatte die gestellte Falle schon zugeschnappt. In einer für die Polizei nicht unbekannten Tatmasche begann die ältere Frau nun auf die 39-Jährige einzureden. Sie sagte unter anderem, dass das Opfer innerhalb der nächsten vier Monate sehr schwer erkranken würde, das gelte auch für die Kinder. Wenn sie nicht 58 Euro bezahlen würde, bliebe der Fluch hängen. Viel Geld würde die Familie für ihre und die Beerdigung ihres Sohnes sowie für Särge und Blumenkränze benötigen. Mit einem angeblichen Zaubertrick überlistete die ältere Frau ihr Opfer dann endgültig. Sie übergab der 39 Jährigen ein Stück Bindfaden, in den das Opfer drei Knoten machen sollte. Gesagt getan. Nun musste die 39-Jährige den Bindfaden zurückgeben um ihn dann anschließend in die verdeckte Handfläche gelegt zu bekommen. Nachdem die 39-Jährige weisungsgemäß drei Mal auf ihre Hand gepustet hatte, durfte sie diese wieder öffnen. Die Überraschung war groß, als sich in dem Bindfaden keine Knoten mehr befanden. Derart psychisch unter Druck gesetzt, übergab die 39-Jährige dann an die vermeintliche Zauberin 60 Euro. Danach trennten sich die Wege.
Die ältere Frau wird wie folgt beschrieben: Ca. 60 bis 65 Jahre alt, ca. 160 cm groß, graue Haare, trug eine Brille, hatte ein Wollmütze und auffällige Ohrringe mit in russischen Rotgold umfasste blaue Steine.
Zu dieser Frau soll eine Begleiterin gehören, die abseits des Geschehens gestanden habe.
Diese wird wie folgt beschrieben:
Ca. 40 Jahre alt, ca. 170 cm groß, blonde schulterlange Haare. Auffällig knallrote Lippen (Lippenstift), trug eine rote Jacke und eine schwarze Tasche.
Mögliche Zeugen, die verdächtige Beobachtungen gemacht haben oder vielleicht am Tattage auf der Fußgängerzone von einer Frau in russischer Sprache angesprochen worden sind, sollten sich unter Telefon 05121-939115 melden.“