Sander ist happy: Niedersachsen ist erfolgreich bei der Erhaltung der biologischen Vielfalt
Schwarzstorch in Brünnighausen, Eisvogel in Coppenbrügge, Biber an der Leine
Hannover/Hameln/Holzminden (wbn). So artenreich war die Region schon lange nicht mehr: In Brünnighausen ist der Schwarzstorch gesichtet worden, der seitdem am Ruhbrink den Bau von Windkraftanlagen in Schach hält. Denn Schwarzstörche sind außerordentlich selten. Im Burggraben zu Coppenbrügge versorgt sich der rare Eisvogel mit Fischfeinkost. Auch der Rote Milan zieht seine Kreise über dem Weserbergland. Und bald könnten sogar Biber ihre Dämme bauen – deren Wiederansiedlung ist in Niedersachsen nämlich auf dem Vormarsch.
"Es ist die wichtigste Aufgabe des Naturschutzes, den Reichtum an Arten und Lebensräumen nachhaltig zu sichern und zu vergrößern", sagte der Niedersächsische Minister für Umwelt und Klimaschutz, Hans-Heinrich Sander anlässlich des Internationalen Tages der Biologischen Vielfalt am gestrigen Sonnabend. Alle Pflanzen- und Tierarten seien Bestandteil von Ökosystemen, von deren Unversehrtheit auch das Überleben des Menschen abhängt. Die Erhaltung der Biologischen Vielfalt sei eine der großen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft. Ehrenamtliches Engagement und staatliche Anstrengungen seien unverzichtbar, um die Vielfalt der Arten in Niedersachsen mit gezielten und effektiven Maßnahmen zu verbessern, betonte Sander.
(Zum Bild: Schillernde Erscheinung und auch im Weserbergland wieder heimisch: Der Eisvogel. Foto: Nabu)
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Bei vielen Arten ist es in Niedersachsen gelungen, positive Bestandsentwicklungen zu erreichen: So sind See- und Fischadler nach fast 100-jähriger Abwesenheit wieder als Brutvögel zurückgekehrt. In 2009 brüteten in Niedersachsen 24 Seeadler- und 8 Fischadlerpaare. Auch die Bestände von Schwarzstorch und Kranich sind deutlich angestiegen. Der Schwarzstorchbestand hat sich seit den 1970er Jahren mehr als verdoppelt auf heute 45 Brutpaare. Im selben Zeitraum stieg die Zahl brütender Kraniche von 11 auf über 600 Paare an. Gleichzeitig breiteten sich beide Arten nach Westen aus.
Auch beim Schutz der einheimischen Säugetierarten sind große Erfolge zu vermelden: Durch Einwanderung und aktive Wiederansiedlung ist der Biber in Niedersachsen auf dem Vormarsch. Inzwischen leben über 500 Tiere an Elbe, Leine und Ems. Eine Erfolgsgeschichte in Niedersachsen ist die im Jahr 2000 im Harz begonnene Wiederansiedlung des Luchses. 20 Tiere wurden ausgewildert - seitdem sind mehr als 40 Jungtiere in Freiheit geboren. Aktuell ist am Steinhuder Meer ein Projekt der Niedersächsischen Naturschutzverwaltung und der Naturschutzverbände zur Wiederansiedlung des vor fast 100 Jahren in Niedersachsen ausgestorbenen Europäischen Nerzes gestartet worden.
"Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Anstrengungen zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Landwirten und Waldbesitzern", betont Minister Sander. Diese wird in Niedersachsen durch erfolgreiche Vertragsnaturschutzkonzepte flankiert, die von der Landwirtschaft ausgezeichnet angenommen werden. Bestanden im Jahr 2001 Verträge für insgesamt knapp 15.000 Hektar, hat sich die Vertragsnaturschutzfläche im Jahr 2010 mit rund 40.000 Hektar fast verdreifacht. Entsprechend gestiegen ist auch die finanzielle Förderung: Aktuell werden nach erfolgter Prämienanpassung für den Vertragsnaturschutz mehr als 10 Millionen Euro aufgewendet.
Einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biologischen Vielfalt leistet die Errichtung des europäischen Netzes von Schutzgebieten im Rahmen von Natura 2000. Niedersachsen hat insgesamt 71 Vogelschutzgebiete und 385 FFH-Gebiete als Natura-2000 Gebiete an die Europäische Kommission gemeldet. Für die Entwicklung dieser Gebiete stellt das Land in 2010 rund 3,4 Millionen Euro zur Verfügung, die von den Naturschutzbehörden entsprechend eingesetzt werden können. Insgesamt setzt das Umweltministerium rund 26 Millionen Euro für Maßnahmen zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt ein.
Ungeachtet aller Erfolge seien weitere Anstrengungen zur Erhaltung und Entwicklung der Biologischen Vielfalt in Niedersachsen notwendig. Sander: "Ziel muss es bei der Neuausrichtung der Förderrichtlinie zur Entwicklung des ländlichen Raumes nach 2013 sein, einen interessengerechten Ausgleich zwischen den Belangen des Naturschutzes und der Landwirtschaft zu erzielen."
(Zum Bild: Auch der Luchs ist in die niedersächsischen Wälder zurückgekehrt. Wird er sich auch an Ith und Solling sehen lassen? Foto: Nabu)