Das aktuelle WBN-Interview mit Gabriele Lösekrug-Möller (SPD) in Berlin
LöMö zu Gabriels Paukenschlag: Solche Debatten und solche Entscheidungen gehören in einen Parteivorstand
Von Ralph L o r e n z
Dienstag 24. Januar 2017 - Berlin / Börry (wbn). Die heimische SPD-Bundestags-Abgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin Gabriele Lösekrug-Möller ist Mitglied im SPD-Vorstand und wurde dennoch wie so viele Spitzengenossen von Sigmar Gabriels offenbar einsamer Entscheidung überrascht, auf die Kanzler-Kandidatur zu verzichten. Seinen Entschluss verkündete er auf dem Umweg eines Interviews mit "Stern" und "Zeit", nicht aber vor den einschlägigen Parteigremien.
Das erwischte einige Sozialdemokraten in Berlin so kalt, dass sie zunächst an "Fake-News" glaubten als sie das entsprechende Titelbild im Stern in den Abgeordnetenbüros kreisen sahen. Gabriele Lösekrug-Möller, kurz LöMö genannt, musste in der Fraktionssitzung am späten Nachmittag zur Kenntnis nehmen, dass die Personalie Gabriel tatsächlich der neue Sachstand in der "K-Frage" ist und Martin Schulz nunmehr der Spitzenkandidat werden soll. Im Gespräch mit den Weserbergland-Nachrichten.de lässt sie erkennen, dass "solche Debatten und solche Entscheidungen in einen Parteivorstand gehören". Insofern ist sie anscheinend garnicht amüsiert über diese Vorgehensweise des Noch-Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel. Sie attestiert ihm aber auch Stärke. In Schulz sieht sie den "glänzenden Redner". Ihn, den Buchhändler-Kollegen, will sie kurz entschlossen zum Wahlkampf ins Weserbergland einladen. Sie weiss: Es gibt jetzt viele SPD-Mitglieder, die sich freuen mit Martin Schulz als Spitzenkandidaten anzutreten.
(Zum Bild: Martin Schulz soll's richten. Er tritt vor, Ganbriel zurück. Foto: SPD)
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Frau Lösekrug-Möller, Sie kommen gerade aus der Fraktionssitzung der SPD. Was war denn die Botschaft?
Lösekrug-Möller: Ja die Botschaft war, dass Sigmar Gabriel erklärt hat, dass er nicht als Kanzlerkandidat antritt und dass er die Kandidatur von Martin Schulz als Spitzenkandidat unterstützt. Und im Moment tagt gerade eine engere Parteiführung um all die Implikationen, die darauf folgen, auch zu diskutieren. Ich habe gehört und ich halte das für ein zuverlässiges Gerücht, dass Sigmar Gabriel gerne Außenminister werden möchte. Ich denke auch dieses Thema wird dort verhandelt werden. Also insofern im Blick auf das kommende Wochenende, an dem der Parteivorstand seine Klausur hat und diese Kanzlerfrage abschließend entschieden werden wird, sage ich, ist es heute ein Paukenschlag. Aber es ist auch eine Stärke von Sigmar Gabriel, zu sagen, mit mir gibt es keinen großen Wahlerfolg. Ich will die Partei damit nicht belasten und lasse anderen den Vortritt, das finde ich ist eine sehr akzeptable Entscheidung.
Sigmar Gabriel wird ja auch als Repräsentant der Großen Koalition in Berlin gesehen. War das auch ein Beweggrund, dass er gesagt hat, das könnte mich zu sehr belasten?
Lösekrug-Möller: Das mag sein, ich kann ja nicht in den Kopf von Sigmar Gabriel gucken aber natürlich ist es so, dass er als Vizekanzler der Großen Koalition auch immer so verortet werden wird und ein Martin Schulz als Spitzenkandidat hätte diese Hypothek nicht, er ist völlig frei sozusagen und man würde ihm nicht eine Haltung unterstellen, das ist ganz sicher ein großer Vorteil.
Wie ist es der Gabriele Lösekrug-Möller persönlich ergangen als sie von dieser Entscheidung gehört hat?
Lösekrug-Möller: Ich bin ja Mitglied im Parteivorstand und ich war in die ganze Vorgeschichte nicht eingebunden. Und da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Es ist sicher notwendig gewesen das heute zu machen. Das will ich konzidieren. Aber als ein Mitglied des Vorstands der Partei sage ich, solche Debatten und solche Entscheidungen gehören in einen Parteivorstand. Das, muss ich ganz ehrlich sagen, finde ich nicht so gut daran, dass das heute schon alles stattfand, aber offenbar ließ sich das überhaupt nicht mehr bis zum Sonntag hinhalten. Das nehme ich so zur Kenntnis. Ich glaube, dass wir das am Sonntag nochmals sehr intensiv nachbetrachten werden wenn wir als Vorstandsmitglieder zusammensitzen.
Also die Fraktion ist vor dem Parteivorstand informiert worden.
Lösekrug-Möller: Ja, ja.
Wie sieht denn die Basis den Namen Schulz, in Buchhagen war ja jetzt die Delegiertenkonferenz.
Lösekrug-Möller: Aus meiner Sicht gibt es viele, die sich jetzt freuen. Weil sie sich auch gewünscht haben mit Martin Schulz als Spitzenkandidaten anzutreten. Insofern glaube ich, dass die Partei sich schnell versammeln wird hinter einem Spitzenkandidaten, der soviel Europaerfahrung hat und ich finde auch glänzender Rhetoriker ist. Ich bin immer beeindruckt von seinen Reden. Und der auch einen sehr klare politische Haltung hat was die Werte der SPD anbelangt. Insofern glaube ich sind wir da auch gut aufgehoben und ich habe gar keinen Zweifel, dass wir im Weserbergland auch mit ihm an der Spitze einen kraftvollen Wahlkampf machen werden.
Ich erinnere mich, dass Sie Sigmar Gabriel einst als Top Redner hatten als Sie als Kandidatin des Wahlkreises 46 für diese Wahlperiode angetreten waren, ebenfalls in Buchhagen.
Lösekrug-Möller: Ja.
Lag es bei ihm an den Themen oder was war der Grund für die innerparteiliche Situation. Er war damals ja voller Optimismus angetreten. Und hatte auch erkennbar den Rückhalt der Partei.
Lösekrug-Möller: Ja das stimmt, ich habe das auch so in Erinnerung. Und ich finde auch, dass er ein absolut politischer Kopf ist. Er hat parteiintern hart gearbeitet. Die Partei war ja insgesamt nicht in einem guten Zustand und da hat er viel gleistet. Davon wird jetzt auch Martin Schulz profitieren. Aber die Erkenntnis nach den Umfragen der letzten Monate, seine schlechten Beliebtheitswerte und auch die schlechten Umfragewerte für die SPD, die haben ihn sicher zu dem Schluss kommen lassen: Ich lasse Martin Schulz den Vortritt. Und ich finde auch gut, dass er sagt: Er sollte dann auch Parteivorsitzender werden damit er mit der ganzen Kraft der Partei auch Wahlkampf machen kann.
Werden sie Martin Schulz in das Weserbergland einladen?
Lösekrug-Möller: Ja klar, er ist ja auch Buchhändler von Haus aus und wir kennen und schätzen uns gut. Ich will mal schauen ob in seinem Kalender für uns auch Zeit ist. Ich werde ihm sagen, wir Weserbergländer erwarten das von ihm.
…die Weserbergland-Nachrichten.de auch…
(Gabriele Lösekrug-Möller lacht)