Erpressungsversuche auf sexueller Basis auch im Weserbergland
Sextortion - die zunehmende Bedrohungslage im Internet bereitet der Polizei Sorgen
Montag 31. Juli 2023 - Göttingen / Hameln / Hannover (wbn). Die Polizei ist besorgt über die Zunahme von Erpressungen mit einem sexuellem Hintergrund.
Betroffen ist auch das Weserbergland. Es häufen sich die sogenannten Fälle von „Sextortion“. Der Begriff setzt sich zusammen aus "Sex" und "Extortion" – Englisch für Erpressung.Fortsetzung von Seite 1
Opfer sind sowohl Männer als auch Frauen. Polizeihauptkommissar Marko Otte, Beauftragter für Kriminalprävention der Polizeiinspektion Göttingen erklärt, wie die Täter genau vorgehen und wie das Kriminalitätsphänomen überhaupt funktioniert.
"Der vermeintlich heiße Flirt über Dating-Plattformen oder die sozialen Medien
entpuppt sich immer wieder als Falle mit fatalen Folgen. Hinter manchem
Online-Flirt stecken Betrüger und Erpresser. Beim so genannten ,Sextortion'
werden Opfer dazu überredet, digital intime Aufnahmen zu senden, um sie
anschließend mit der Veröffentlichung der unbemerkt aufgezeichneten Bilder oder
Videos zu erpressen und hohe Geldsummen, vorzugsweise in Kryptowährungen, zu
fordern. Die Täterinnen und Täter sind oft in Banden organisiert und operieren
vom Ausland aus. Die Polizei warnt davor, das geforderte Geld zu bezahlen. In
der Regel sind Männer das häufigere Ziel von 'Sextortion', jedoch sind auch
Frauen davon betroffen", erklärt Otte.
Wie gehen die Erpresser genau vor?
"Oft treten die Betrüger über soziale Netzwerke wie Twitter, Snapchat, Instagram
oder Facebook oder über Dating-Plattformen mit ihren Opfern in Kontakt und
gewinnen zunächst deren Vertrauen. Einmal im Gespräch, überreden sie sie dazu,
ihnen Nacktfotos oder -videos zuzusenden oder lenken den Chat bald auf
Video-Telefonie um. Dort bringen sie ihre Chat-Partner dazu, sexuelle Handlungen
vor der Kamera auszuführen. Im Anschluss drohen die Täter damit, unbemerkt
aufgenommene Bilder oder Videos im Internet zu veröffentlichen, wenn das
geforderte Lösegeld nicht gezahlt wird. In ähnlichen Fällen wird den Opfern auch
per E-Mail ein Erpresserschreiben zugesandt, in dem sie aufgefordert werden,
eine bestimmte Geldsumme zu zahlen, andernfalls, so behaupten die Täterinnen und
Täter, werde kompromittierendes Material bzw. Nacktaufnahmen des Adressaten,
beispielsweise aus den sogenannten sozialen Medien, veröffentlicht", so der
Experte weiter. Er rät:
"Die Polizei empfiehlt, keine Geldforderungen zu bezahlen und Anzeige zu
erstatten, wenn man Opfer von 'Sextortion' wird. Sie sollten außerdem das
Passwort des verwendeten Accounts ändern. Wenn Bilder oder Videos von Ihnen
veröffentlicht wurden, melden Sie diese dem Seiten- oder Portalbetreiber und
bitten Sie darum, dass sie gelöscht werden."
Drei wichtige Tipps zum Schutz vor "Sextortion"
- Seien Sie misstrauisch bei Ihnen nicht bekannten Nutzerprofilen.
Stimmen Sie keinen Entblößungen oder intimen Handlungen in Videochats
zu. - Seien Sie vorsichtig mit der Weitergabe persönlicher
Informationen im Internet. Teilen oder versenden Sie keinesfalls
intime Bilder oder Videos. - Überweisen Sie kein Geld. Die Erpressung
endet meist nicht nach der ersten Zahlung.
Grundsätzliche Tipps
- Sind Sie Opfer einer Straftat geworden, erstatten Sie unbedingt
Strafanzeige bei einer Polizeidienststelle oder online unter
https://www.onlinewache.polizei.niedersachsen.de/ - Nutzen Sie starke
Passwörter und verwenden Sie für jeden Account ein anderes Passwort,
damit ein Passwortdiebstahl nicht dazu führt, dass alle Ihre Accounts
gehackt werden. Nutzen Sie nach Möglichkeit
Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA). - Moderne Antivirensoftware bzw.
Spamfilter können helfen, Malware und andere schädliche Programme zu
erkennen und zu entfernen, die von Betrügern verwendet werden, um
Zugriff auf Ihre Daten zu erhalten. Halten Sie diese stets auf dem
aktuellsten Stand. - Nehmen Sie keine Freundschaftsanfragen von
fremden Personen an. Prüfen Sie regelmäßig Ihre Account- und
Privatsphäre Einstellungen.
Ausführliche Informationen und weitere Tipps finden Sie unter: https://www.poliz
ei-beratung.de/themen-und-tipps/gefahren-im-internet/sextortion/