Überraschende Ansage bei AKW-Besuch der FDP-Kreistagsfraktion
Paukenschlag für das Weserbergland: E.on will Grohnde als Kraftwerkstandort nicht mit einem Gas-Kraftwerk erhalten. Der Gedanke sei "realitätsfremd"
Grohnde/Emmerthal (wbn). Es ist ein unerwarteter Paukenschlag für das Weserbergland: Die Betreiber des Kernkraftwerkes in Grohnde haben die Überlegungen, den Kraftwerkstandort Grohnde mit dem Betrieb eines Gaskraftwerkes zu erhalten, kategorisch ausgeschlossen und als "realitätsfremd" bezeichnet. Dies wurde überraschend bei einem Besuch der FDP-Kreistagsfraktion und des FDP-Kreisvorstandes im E.on-Kernkraftwerk in Grohnde von den anwesenden E.on-Managern klargestellt.
Heimische Kommunalpolitiker aus SPD und CDU haben sich bislang an die Hoffnung geklammert, viele Arbeitsplätze in Grohnde durch eine Umwandlung des Atomkraftwerkes in ein mit Gas betriebenes Kraftwerk erhalten zu können. Heinrich Fockenbrock als Vorsitzender der FDP-Kreistagsfraktion hatte heute vormittag in einem Gespräch mit den Weserbergland-Nachrichten.de aber nochmals bestätigt, dass dieses Gaswerk-Dementi von ganz oben in der E.on-Führungsetage kommt. Nachfolgend ein Bericht der FDP im Landkreis Hameln-Pyrmont über den Grohnde-Besuch: „Die FDP-Kreistagsfraktion und der FDP-Kreisvorstand führten vergangene Woche mit der Leitung des KKW Grohnde, einem hochrangigem Vertreter des e.on-Konzerns sowie dem Vorsitzenden und Mitgliedern des Betriebsrates Gespräche hinsichtlich der Zukunft des Standortes Grohnde, der Sicherheitsstandards sowie der Einschätzung von Risiken bei der geplanten Umsetzung des Energiewandels.
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Fazit für die FDP: Die FDP fühlt sich in ihrer Sorge bestätigt, dass die Umsetzung der erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen (Netztrassen für off- und on-shore-Strom, erforderlicher Bau von Kohle- und Gaskraftwerken) zur sicheren Versorgung der Bevölkerung und der Industrie in dem geplanten zeitlichen Rahmen aus technischen wie aus planrechtlichen Gründen nicht gelingen wird. Allein das aktuelle Stilllegen von Kernkraftwerken gibt deutliche Hinweise auf die Probleme. Schon heute müssen jährlich ca. 6ooo Megawatt aus Frankreich und Tschechien hinzugekauft werden.
Das KKW Grohnde hat einen äußerst hohen Sicherheitsstandard. Eine rationale Begründung für einen frühzeitigen Ausstieg aus der Kernenergie wegen mangelnder Sicherheit für die Bevölkerung ist nach Auffassung der FDP-Delegation nicht gegeben.
Eine unmittelbare Perspektive für den Standort Grohnde ist derzeit nicht zu konkretisieren. Die auch von heimischen Kommunalpolitikern geäußerte Möglichkeit, das KKW in ein Gaskraftwerk umzugestalten, wird von der Leitung des Konzerns und des KKW ausgeschlossen und als realitätsfremd bezeichnet . Für den größten Teil des Personals sind die Arbeitsplätze über Jahre gesichert (noch 10-jährige Laufzeit, Rückbau des KKW, Betrieb des Zwischenlagers). Probleme bereiten vor allem jüngere Ingenieure, die wegen fehlender beruflicher Perspektive den Standort verlassen. Ab ca. 2017/2018 führt das zu enormen Engpässen.
Einvernehmen aller Gesprächsteilnehmer bestand darin, die Suche nach einem geeigneten Endlager für hochradioaktiven Atommüll zügig, unter öffentlicher Darstellung eines Fahrplans zum Verfahrensablauf und der Beteiligung der Bevölkerung politisch zu gewährleisten.“