Ein kirchenarchitektonisches Juwel aus dem 15. Jahrhundert
76.000 Euro Eigenanteil - Oldendorfer Ortskirche nach 19 Monaten Umbauphase wieder eingeweiht
Von Ralf N e i t e
Oldendorf/Salzhemmendorf (wbn). Während andernorts Kirchen geschlossen werden, hat der Ortsteil Oldendorf der Gemeinde Salzhemmendorf mit viel Liebe und Engagement die 500 Jahre alte Ortskirche erneuert. Das Bauwerk mit dem sanierten Turm ist nach der gut eineinhalbjährigen Renovierungsphase wieder der Bestimmung übergeben worden.
„Sehet auf und erhebt Eure Häupter“ heißt es im Lukasevangelium. Der Spruch für den zweiten Advent hätte auch auf den besonderen Moment gemünzt sein können: Nach 19 Monaten Bauzeit feierte die St.-Nikolai-Gemeinde Oldendorf jetzt den Abschluss der Baumaßnahmen und ihre neue, alte Kirche. Und es gab viel zu sehen, und für so manches musste man tatsächlich den Kopf heben. Vor der feierlichen Wiederinbetriebnahme durch einen Festgottesdienst hatten Pastor Wilhelm Meissner und seine Gemeinde zu einer kleinen Feierstunde im Kirchenschiff geladen. Der Wind trieb die Schneeflocken um die Kirche mit dem sanierten Turm herum. Dem Wetter und der frühen Stunde zum Trotz fanden sich viele Oldendorfer und Gäste in ihrer gemütlichen Kirche ein, in der es noch nach frischer Farbe roch. Ein Zeichen dafür, dass die Arbeiten punktgenau beendet wurden.
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Das bestätigte Pastor Meissner in seiner Eröffnungsrede: „Es war, wie heutzutage Lieferungen zugestellt werden: Just in time!“ Er dankte allen an Planung und Bau Beteiligten und erinnerte nochmals an die Vorgeschichte zur Sanierung und was alles getan wurde: Insgesamt 700.000 Euro kosteten alle Maßnahmen. Allein 570.000 Euro entfielen auf die Turmsanierung, die von der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover übernommen wurden. Die Gemeinde entschloss sich, gleich alle weiteren notwendigen Arbeiten zusammenzufassen und mit zu erledigen.
76.000 Euro musste die Kirchengemeinde selbst aufbringen, was bis auf einen kleinen Restbetrag durch eine groß angelegte Spendenaktion auch bereits gelungen ist. Schließlich forderte Pastor Meissner die Besucher auf, das in neuem Glanz erstrahlende Ortswahrzeichen mit Leben zu erfüllen, da es sonst „nur ein hohles Gebäude“ sei. In die gleiche Kerbe schlug auch Superintendent Christian Castel, der appellierte, die Kirche möge auch genutzt werden. Sie sei ein Schatz, nicht nur äußerlich, sondern solle auch eine Hilfestellung sein, im Alltag Beistand zu finden.
Thido Saueressig, Ingenieur im Amt für Bau- und Kunstpflege Hildesheim und hauptverantwortlich für die Sanierung, gab einen Einblick in die verschiedenen Arbeiten und überraschte mit der Erkenntnis, dass Teile des Turms zweifelsfrei aus dem 15. Jahrhundert stammen. Die Schäden, die 2007 festgestellt worden waren, seien übrigens möglicherweise Spätfolgen eines Brandes in der gleichen Zeit. Nun, über 500 Jahre später, seien sie endlich behoben. Der Bürgermeister des Flecken Salzhemmendorf, Martin Kempe, zollte der baulichen Leistung höchsten Respekt und lobte vor allem den Zusammenhalt in Oldendorf. Auch durch die Spendenbereitschaft der Dörfler unter dem Motto „Oldendorf zieht an einem Strang“ sei die Umsetzung überhaupt erst möglich geworden. Dem schloss sich auch Ortsbürgermeister Eckhard Füllberg an.
Zum anschließenden Gottesdienst füllte sich die Kirche noch etwas mehr, so dass nahezu alle Plätze belegt waren. Stimmungsvoll gestalteten Jan Meier an der Orgel, Kirchenkreiskantor Christoph Pannek und der Kirchenchor Adensen den Gottesdienst, mit dem die St.-Nikolai-Kirche wieder ihrer ursprünglichen Funktion zugeführt wurde. In der Predigt nahm Superintendent Christian Castel Bezug auf das Lied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“. Nach 19 Monaten seien die Türen der Kirche wieder offen, aber reiche das auch? Castels Wunsch: „Wir müssen auch innerlich offen sein!“ Wenn die Menschen die „Türen ihrer Herzen“ öffneten, könne „das Heil einziehen“.