"Regina Jonas"
Ein Film zum Gedenken an die erste Rabbinerin der Welt - Martina Gedeck leiht ihr die Stimme
Dienstag 24. November 2015 - Berlin (wbn). Der Dokumentarfilm "Regina Jonas" über das Leben der ersten Rabbinerin der Welt feierte vergangene Woche seine Premiere in Deutschland.
Die ungarische Regisseurin Diana Groó präsentierte ihr Werk in den ausverkauften Kinos Filmkunst 66 und Babylon Mitte in Berlin. Die historische Narration wird lebendig durch die Stimme der Schauspielerin Martina Gedeck. Es ist die Zeit nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten mit Aufmärschen, Bücherverbrennungen, Antisemitismus und Repressionen – zugleich wird Regina Jonas 1935 in Deutschland zur weltweit ersten Rabbinerin ordiniert. Eine Sensation, vergessen in den gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen der Zeit. Nur ein einziges Porträt ist von der entschlossenen, jungen Frau erhalten geblieben, die selbstbewusst in Talar und mit Samtkappe in die Kamera schaut.
(Zum Bild: Das einzig verbliebene Portraitfoto der ersten Rabbinerin dient als Grundlage für den Film. Foto: basicpeople.de)
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Anhand dieses Dokumentes als Ausgangspunkt begibt sich Diana Groó auf eine einzigartige, visuelle Spurensuche. Indem die ungarische Regisseurin historische Filmaufnahmen zusammenträgt, unterschiedliche Bildmaterialien montiert und Originaltexte vertont, rekonstruiert und veranschaulicht sie das bewegte Schicksal von Regina Jonas sowie wichtige Aspekte der deutsch-jüdischen Zeitgeschichte auf neue Art und Weise.
Poetischer Dokumentarfilm, der nur auf einem Foto beruht
Regina Jonas, geboren 1902, wächst als Tochter eines orthodoxen jüdischen Hausierers im Berliner Scheunenviertel auf, und studiert ab 1924 an der liberalen Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. 1935 wird sie zur Rabbinerin ordiniert. Im Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg emigrieren viele Rabbiner aus Deutschland, während in Berlin Regina Jonas mit Hingabe und Mut die verfolgten deutschen Juden unterstützt. 1942 wird sie nach Theresienstadt deportiert und zwei Jahre später in Auschwitz ermordet.
Das visuelle Konzept des Films beruht auf einer ungewöhnlichen, lyrischen Behandlung des Archivmaterials vom jüdischen Leben in Berlin, welche dem Film eine ganz eigene Qualität verleiht. Martina Gedeck gibt Regina Jonas ihre Stimme und schafft dadurch eine Verbindung zwischen dem Bild der Rabbinerin, dem zeitgeschichtlichem Material und den Zuschauern. In der englischen Version spricht Rachel Weisz die junge Rabbinerin aus Berlin.
Weitere Filmvorführungen, Veröffentlichung auf DVD
Die deutschsprachige Fassung wird am 23., 24. und 25. November 2015 jeweils um 17 Uhr im Filmkunst 66 mit englischen Untertiteln gezeigt. Die deutsche Version des Films erscheint Anfang Dezember 2015 auf DVD und ist dann auch als Video on Demand erhältlich.
Diana Groó wurde für den Film mit dem Lia Award des 30. Jerusalem Filmfestival (2013), dem Grand Prix International Film Festival of Cultural Arts Hungary (2013), dem Phoenix Award des Warsaw Jewish Motifs Filmfestival (2014), dem Hungarian FilmCritics Award (2014) und dem Special Jury Prize des 1. Moscow Jewish Film Festival (2015) ausgezeichnet.
Der Film ist eine ungarisch-englisch-deutsche Koproduktion von Katapult Film, Malcah Productions und Time Prints. Inspiriert wurde das Werk durch die Forschungen der Rabbinerin Elisa Klapheck und ist mit Unterstützung der Joir and Kato Weisz Foundation, London, sowie der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum und der Stiftung Jüdisches Museum Berlin entstanden.